Die Notlage unserer Bienen und anderen Bestäuber ist heute allgemein bekannt. Der Verlust von Lebensraum, der Einsatz von Pestiziden und der Mangel an vielfältiger Nahrung setzen Wild- und Honigbienen massiv unter Druck. Doch der wichtigste Beitrag zum Artenschutz beginnt direkt vor der eigenen Haustür. Jeder Garten, jeder Balkon und jede Fensterbank kann zu einer lebensrettenden Oase werden, indem man die richtigen Pflanzen wählt.
Dieser ausführliche Magazin-Artikel ist Ihr ultimativer Guide für einen Insektenfreundlicher Garten. Wir zeigen Ihnen die besten Bienenfreundliche Blumen, die nicht nur schön blühen, sondern vor allem reichlich Nektar und Pollen liefern. Erfahren Sie, wie Sie aktiv Bienen schützen können, indem Sie die Blühsaison durchdacht planen und welche Arten von Bestäuberpflanzen unverzichtbar für die Gesundheit der fleißigen Helfer sind. Schon kleine Veränderungen in der Pflanzenauswahl erzielen eine große, lebenswichtige Wirkung.
I. Die Krise der Nahrung: Warum Bienenfreundliche Blumen so wichtig sind
Das Problem vieler moderner Gärten liegt in der Auswahl von Pflanzen, die zwar optisch ansprechend sind, den Insekten aber keinen Nutzen bringen.
Schöne, aber nutzlose Blüten
Viele Zierpflanzen, insbesondere gefüllte oder hochgezüchtete Hybriden (z. B. manche Rosen- oder Geraniensorten), wurden so stark verändert, dass ihre Staubblätter (Pollen) oder Nektarien (Nektar) zurückgebildet oder für Insekten unzugänglich sind.
- Falle der Fülle: Eine gefüllte Blüte mag schön aussehen, bietet aber oft keinen Platz für die Biene, um an die Nektarquelle zu gelangen.
- Geringer Nährwert: Selbst wenn Nektar vorhanden ist, kann der Nährwert gering sein.
Um Bienen schützen zu können, muss man bewusst auf Bienenfreundliche Blumen mit ungefüllten Blüten setzen.
Der Mangel an kontinuierlicher Blüte
Bienen benötigen eine kontinuierliche Nahrungsquelle vom zeitigen Frühjahr (März) bis zum Spätherbst (Oktober/November). Wenn im Hochsommer eine “Blütenlücke” entsteht, geraten die Völker in Not. Ein Insektenfreundlicher Garten muss diese Lücken gezielt schließen.
II. Top Bienenfreundliche Blumen für jede Saison
Die richtige Planung nach der Blütezeit ist entscheidend, um die Bestäuber das ganze Jahr über zu versorgen.
A. Die Frühstarter (März – Mai): Nahrung nach dem Winterschlaf
Diese Pflanzen sind essenziell, um die hungrigen Wild- und Honigbienen nach dem Winter zu stärken.
- Krokus und Schneeglöckchen: Sie blühen oft schon im Schnee und sind die allererste Nahrungsquelle.
- Weiden (Salix): Die Kätzchen der Weiden sind eine der wichtigsten Pollenquellen im zeitigen Frühjahr und sollten in jeden Insektenfreundlicher Garten integriert werden (auch in Buschform).
- Lungenkraut (Pulmonaria): Ein guter Nektarlieferant für Hummeln und Bienen in halbschattigen Lagen.
- Obstbäume: Apfel, Kirsche und Birne sind zwar kurzlebig, liefern aber im April und Mai massive Mengen an Nektar und Pollen.
B. Die Sommerfülle (Juni – August): Der Hauptversorger
Im Sommer ist das Nahrungsangebot am größten, doch die Konkurrenz ist hoch. Setzen Sie auf Massenblüher, um effektiv Bienen schützen zu können.
- Lavendel (Lavandula): Ein absoluter Bienenmagnet! Er liefert reichlich Nektar, ist hitzetolerant und blüht lange.
- Borretsch (Borago officinalis): Eine prächtige Pflanze, die Bienen mit ihren blauen, nektarreichen Blüten anlockt. Ideal auch als essbare Wildkräuter.
- Malve und Stockrose: Diese hohen Blüher locken besonders Hummeln und größere Bienenarten an.
- Sonnenblumen (Ungefüllt!): Sie liefern große Mengen Pollen und sind ein wichtiger Spätsommerlieferant.
- Kräuter (Thymian, Oregano, Salbei): Lassen Sie diese Küchenkräuter blühen. Ihre kleinen, zahlreichen Blüten sind eine hervorragende Nektarquelle.
C. Die Späternte (September – November): Überlebenshilfe
Die Nahrungslücke im Herbst ist oft die größte Gefahr für das Überleben der Völker. Diese Bienenfreundliche Blumen sind die letzten Kraftreserven vor dem Winter.
- Fetthenne (Sedum): Die dicken, fleischigen Blütenstände blühen oft bis in den November hinein und sind in dieser späten Zeit eine unverzichtbare Nektarquelle.
- Astern: Viele Asternsorten blühen spät und bieten den Bienen die letzte Gelegenheit, Vorräte zu sammeln.
- Efeu (Hedera helix): Obwohl oft als Schattengewächs betrachtet, blüht Efeu sehr spät und ist eine extrem wichtige Nahrungsquelle für Wild- und Honigbienen vor dem Winter.
III. Bienen schützen: Die Dos & Don’ts im Insektenfreundlicher Garten
Die Pflanzenauswahl ist nur der Anfang. Die Art und Weise, wie Sie Ihren Garten pflegen, ist ebenso entscheidend.
Wichtige Maßnahmen (DOs)
- Wildheit zulassen: Lassen Sie Wildkräuter wie Löwenzahn, Klee und Gundermann in einigen Ecken Ihres Rasens blühen.
- Wassertränke bereitstellen: Bienen benötigen im Sommer dringend Wasser. Bauen Sie eine flache Bienentränke mit Landehilfen (Kieselsteine oder Moos), um Ertrinken zu verhindern.
- Unterschlupf schaffen: Integrieren Sie Insektenhotels für Wildbienen (Niströhren) und lassen Sie im Herbst Stängel von Stauden stehen, die als Überwinterungsquartiere dienen.
- Samenbomben streuen: Nutzen Sie Samenmischungen für Blühwiesen auf brachliegenden Flächen.
Was Sie unbedingt vermeiden sollten (DON’Ts)
- Keine Pestizide: Vermeiden Sie jegliche chemischen Pflanzenschutzmittel. Neonikotinoide und andere Insektizide töten Bienen und Larven direkt oder beeinträchtigen ihre Orientierung.
- Torffreie Erde: Verwenden Sie torffreie Erde. Die Torfmoore, die für die Gewinnung zerstört werden, sind wichtige Lebensräume und CO₂-Speicher.
- Rasenroboter und Mähzeiten: Mähen Sie den Rasen nicht zu häufig und lassen Sie die Schnitthöhe hoch. Mähen Sie idealerweise abends, wenn die meisten Bienen nicht mehr aktiv sind.
IV. Bienenfreundliche Blumen und ihre besonderen Nährwerte
Es geht nicht nur um die Farbe der Blüten, sondern um das Verhältnis von Nektar (Zucker, Energie) und Pollen (Protein, Aufbau). Ein ausgewogenes Angebot ist für die gesunde Entwicklung des Bienenvolkes notwendig.
- Nektar-Champions: Lavendel, Phacelia (Bienenfreund), Borretsch liefern reichlich Energie für die Flugtätigkeit.
- Pollen-Champions: Mohn (sehr viel Pollen, wenig Nektar), Weiden, Ringelblumen liefern Proteine und Fette, die für die Ernährung der Larven und den Aufbau des Volkskörpers unerlässlich sind.
Ein wirklich Insektenfreundlicher Garten bietet eine Mischung aus Bienenfreundliche Blumen aus beiden Kategorien.
V. Fazit: Bienen schützen – Die Macht der Blüte liegt in Ihren Händen
Der Schutz der Bienen ist keine komplexe wissenschaftliche Aufgabe, sondern beginnt mit der einfachen, bewussten Entscheidung für die richtigen Pflanzen. Indem Sie Bienenfreundliche Blumen wählen, die über das gesamte Jahr hinweg Nahrung liefern – von den Krokussen im März bis zur Fetthenne im Oktober – leisten Sie einen messbaren und lebenswichtigen Beitrag.
Der Insektenfreundlicher Garten wird so zu einem wichtigen Puzzlestück im Kampf um die Artenvielfalt. Werden Sie zum aktiven Bestäuber schützen und verwandeln Sie Ihren Außenbereich in eine blühende Tankstelle. Die Belohnung ist nicht nur eine reiche Ernte in Ihrem Obst- und Gemüsegarten, sondern auch das meditative, friedliche Summen der fleißigen Helfer.