Lasst die Wildtiere in Ruhe – Ein Plädoyer für mehr Respekt und Tierschutz

Einleitung

Die Begegnung mit Wildtieren in ihrem natürlichen Lebensraum ist für viele Menschen ein besonderes Erlebnis – sei es ein Reh im Wald, ein Fuchs im Stadtpark oder ein Igel im Garten. Doch leider führt die Faszination oft zu unbedachtem Verhalten, das den Tieren mehr schadet als nützt. In unserer zunehmend urbanisierten Welt rücken Menschen und Wildtiere enger zusammen, was die Notwendigkeit eines bewussten Tierschutzes und gegenseitigen Respekts erhöht. Unnötiges Füttern, Anfassen oder Stören, insbesondere in sensiblen Zeiten wie der Brut- und Aufzuchtzeit, kann die Überlebensfähigkeit der Wildtiere gefährden und ihr natürliches Verhalten nachhaltig stören. Dieses Plädoyer soll sensibilisieren und konkrete Verhaltensregeln aufzeigen, wie wir den Wildtieren mit dem nötigen Respekt begegnen, um echten Tierschutz zu gewährleisten.

Die goldene Regel: Beobachten statt Eingreifen

Der größte Fehler, den Menschen im Umgang mit Wildtieren machen, ist der Glaube, eingreifen zu müssen. Die Natur hat ihre eigenen Regeln, und nur in seltenen Ausnahmefällen ist menschliche Hilfe nötig.

Die Gefahr der “menschlichen Fürsorge”

Viele vermeintlich hilflose Situationen sind in Wahrheit normale Verhaltensweisen der Wildtiere.

  • Alleingelassene Jungtiere: Finden Sie ein Rehkitz im Gras, einen jungen Hasen im Feld oder einen Jungvogel außerhalb des Nestes, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Elterntiere in der Nähe sind und warten. Das Anfassen oder Mitnehmen dieser Jungtiere ist ein Verstoß gegen den Tierschutz und oft ihr Todesurteil. Durch den menschlichen Geruch werden sie von den Eltern verstoßen oder die natürliche Aufzucht wird gestört.
  • Tierschutz-Tipp: Wenn Jungtiere scheinbar verlassen sind, ziehen Sie sich zurück und beobachten Sie aus sicherer Distanz, bevor Sie handeln. Rufen Sie im Zweifel Experten oder lokale Naturschutzorganisationen an.

Die Störung des natürlichen Fluchtinstinkts

Zu nahe Beobachtung, insbesondere durch Drohnen oder beim Fotografieren, kann bei Wildtieren massiven Stress auslösen, selbst wenn die Tiere ruhig erscheinen.

  • Fluchtenergie: Jeder unnötige Fluchtversuch kostet die Tiere wertvolle Energie, die sie für die Nahrungssuche, die Aufzucht des Nachwuchses oder für den Winterschlaf benötigen. Diese Störung ist besonders kritisch für den Tierschutz im Winter, wenn die Energiereserven knapp sind.
  • Distanz halten: Halten Sie immer einen respektvollen Abstand. Wenn ein Wildtier auf Ihre Anwesenheit reagiert, sind Sie bereits zu nah.

Fütterung: Ein Bärendienst an den Wildtieren

Die Fütterung von Wildtieren, auch wenn sie gut gemeint ist, hat oft negative Folgen für den Tierschutz.

Verlust der natürlichen Scheu

Die Fütterung gewöhnt Wildtiere an den Menschen und führt dazu, dass sie ihre natürliche Scheu verlieren. Dies kann zu gefährlichen Situationen führen:

  • Aggressivität: Tiere, die gefüttert werden, können Futter mit Menschen assoziieren und aggressiv werden, wenn sie keines bekommen (z. B. Füchse, Wildschweine).
  • Verkehrsgefahr: Gewöhnte Wildtiere halten sich vermehrt in Siedlungsnähe oder an Straßenrändern auf, wo die Gefahr von Verkehrsunfällen steigt.

Gesundheitliche Risiken und Übertragung von Krankheiten

Unsachgemäßes Futter schadet der Gesundheit der Wildtiere.

  • Unverdauliches Futter: Brot, Gebäck oder Speisereste sind für viele Wildtiere (z. B. Enten, Rehe) schwer verdaulich, führen zu Verdauungsstörungen und können Mangelerscheinungen verursachen.
  • Krankheitsübertragung: An Futterstellen versammeln sich viele Tiere auf engem Raum, was die Übertragung von Krankheiten und Parasiten fördert.

Aktiver Tierschutz im Alltag: Verantwortung zeigen

Jeder kann im Alltag einen Beitrag zum Tierschutz leisten, indem er einfache Regeln beachtet.

  • Leinenpflicht im Wald: Halten Sie Hunde im Wald und auf Feldern, insbesondere während der Brut- und Setzzeit (Frühling und Frühsommer), immer an der Leine. Hunde, selbst friedliche, stellen eine massive Stressquelle und Gefahr für Wildtiere dar.
  • Geschwindigkeit reduzieren: Fahren Sie in der Dämmerung in Waldnähe oder auf Landstraßen langsam, um Wildunfälle zu vermeiden.
  • Naturräume schützen: Bleiben Sie auf ausgewiesenen Wegen und vermeiden Sie es, Vegetation niederzutreten oder Müll zu hinterlassen. Müll (insbesondere Plastik oder Konservendosen) kann zu tödlichen Fallen für Wildtiere werden.
  • Igelhäuser statt Laubbeseitigung: Wie bereits erwähnt, schaffen Sie Unterschlupf und verwenden Sie keine Pestizide, um die Nahrungsgrundlage der Wildtiere zu sichern.

Fazit

Ein respektvolles Miteinander von Mensch und Natur beginnt mit der Einsicht, dass Wildtiere keine Haustiere sind. Das beste, was wir für den Tierschutz tun können, ist, Wildtiere in Ruhe zu lassen, ihre natürlichen Verhaltensweisen zu respektieren und ihren Lebensraum zu schützen. Stören Sie nicht, füttern Sie nicht und halten Sie Distanz. Nur so behalten Wildtiere ihre natürliche Scheu und ihre Überlebensfähigkeit. Echter Tierschutz ist Passivität, wo sie nötig ist, und gezieltes Helfen, wo es absolut notwendig ist.

Leave a Comment