Kletterpflanzen verwandeln kahle Wände, Zäune und Pergolen in grüne Paradiese. Doch damit sie Jahr für Jahr üppig blühen und gesund bleiben, brauchen sie mehr als nur Halt und Wasser: Sie müssen regelmäßig ausgelichtet werden. Durch das Entfernen alter, zu dichter Triebe gelangen Luft und Licht besser an das Pflanzeninnere – und genau das fördert eine reiche Blüte und kräftiges Wachstum.
Warum Auslichten so wichtig ist
Kletterpflanzen wachsen oft schneller, als man denkt. Ohne Schnitt entsteht ein undurchdringliches Geflecht aus alten, verholzten und jungen, dünnen Trieben. Das blockiert Licht und Luftzufuhr – die Pflanze altert von innen heraus. Folgen sind:
- Weniger Blütenbildung
- Schwächere Neutriebe
- Höhere Anfälligkeit für Pilzkrankheiten
Ein regelmäßiges Auslichten sorgt dafür, dass die Pflanze jung bleibt, sich gleichmäßig entwickelt und ihre volle Blühkraft entfaltet.
Der richtige Zeitpunkt zum Auslichten
Je nach Pflanzenart unterscheiden sich die optimalen Schnittzeiten:
- Frühjahrsblüher (z. B. Clematis montana, Geißblatt, Blauregen): Direkt nach der Blüte schneiden, damit sich neue Triebe bis zum nächsten Jahr entwickeln können.
- Sommerblüher (z. B. Clematis viticella, Kletterrose, Jelängerjelieber): Im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr zurückschneiden, bevor der Neuaustrieb beginnt.
- Immergrüne Kletterpflanzen (z. B. Efeu, Kletterspindel): Am besten im Sommer leicht auslichten, um übermäßiges Wachstum zu bremsen.
Wichtig: Nicht bei Frost oder praller Sonne schneiden. Trockenes, mildes Wetter ist ideal, damit Schnittwunden schnell verheilen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Auslichten
1. Vorbereitung
Benötigt werden eine scharfe Gartenschere, eventuell eine kleine Säge für dicke Triebe und Handschuhe zum Schutz.
2. Sichtprüfung
Vor dem Schnitt sollte man die Pflanze genau betrachten:
- Welche Triebe sind alt, trocken oder abgestorben?
- Wo wachsen junge Triebe zu dicht nebeneinander?
- Welche Bereiche bekommen kaum Licht?
3. Altes Holz entfernen
Zuerst werden alte, verholzte oder abgestorbene Äste entfernt. Diese erkennt man an der dunklen Rinde und fehlenden Knospen. Dadurch entsteht Platz für neue Triebe.
4. Zu dichte Triebe auslichten
Triebe, die sich überkreuzen oder ineinander wachsen, werden ebenfalls entfernt. Ziel ist eine luftige Struktur, bei der Licht auch ins Innere dringt.
5. Junge Triebe einkürzen
Gesunde, kräftige Jungtriebe können leicht eingekürzt werden, um die Verzweigung zu fördern. So entsteht eine gleichmäßige, harmonische Form.
6. Rückschnitt an Rankhilfen
Bei Kletterpflanzen an Spalieren oder Gittern lohnt es sich, zu lange Seitentriebe regelmäßig zurückzunehmen. Das verhindert, dass die Pflanze aus der Form wächst oder den Untergrund beschädigt.
Besondere Tipps für beliebte Kletterpflanzen
Clematis
- Sommerblühende Sorten (Gruppe 3) bis auf 20–50 cm über dem Boden zurückschneiden.
- Frühjahrsblühende Arten nur leicht auslichten, um Blütenknospen nicht zu entfernen.
Kletterrosen
- Alte Triebe im Spätwinter herausschneiden.
- Junge, kräftige Ranken waagerecht anbinden – das regt die Blütenbildung an.
Efeu
- Einmal im Jahr schneiden, um ihn in Form zu halten.
- Ausläufer entfernen, bevor sie Mauern oder Dachrinnen beschädigen.
Blauregen (Wisteria)
- Zweimal pro Jahr schneiden: im Sommer nach der Blüte und im Winter kräftiger einkürzen.
- Alte Triebe auslichten, um eine bessere Luftzirkulation zu erreichen.
Pflege nach dem Schnitt
Nach dem Auslichten freut sich die Pflanze über etwas Unterstützung:
- Gießen: Nach dem Schnitt ausreichend, aber nicht zu viel Wasser geben.
- Düngen: Im Frühjahr organischen Dünger oder Kompost einarbeiten.
- Rankhilfe prüfen: Bindungen lockern oder erneuern, damit Triebe nicht eingeschnürt werden.
Ein luftiger Aufbau schützt die Pflanze auch langfristig vor Pilzkrankheiten wie Mehltau oder Blattflecken.
Häufige Fehler beim Auslichten
- Zu starker Rückschnitt: Entfernt zu viele Blütentriebe und schwächt die Pflanze.
- Falscher Zeitpunkt: Schnitt vor dem Austrieb kann Blüten kosten.
- Stumpfes Werkzeug: Quetscht statt schneidet – Eintrittspforte für Krankheiten.
- Kein regelmäßiger Schnitt: Über Jahre verholzen Kletterpflanzen und verlieren Vitalität.
Besser ist es, regelmäßig kleine Korrekturen vorzunehmen, statt selten große Eingriffe.
Fazit – mit Luft und Licht zu blühender Fülle
Kletterpflanzen sind lebendige Kunstwerke – sie bringen Bewegung und Farbe an Mauern, Pergolen und Balkone. Wer sie regelmäßig auslichtet, sorgt für gesundes Wachstum, längere Blütezeiten und eine harmonische Form. Etwas Aufmerksamkeit im richtigen Moment genügt, um sie jedes Jahr in voller Pracht zu erleben.