Der Igel ist ein Sympathieträger und ein unverzichtbarer Schädlingsbekämpfer. Wenn er durch Ihren Garten streift, leistet er wertvolle Dienste, indem er sich von Schnecken, Insektenlarven und anderen Parasiten ernährt. Doch moderne Gärten stellen den kleinen Stachelritter vor enorme Herausforderungen. Lebensraumverlust, Mähroboter und Chemikalien bedrohen seine Art. Wir zeigen Ihnen, wie Sie aus Ihrem Garten einen sicheren und nahrhaften Zufluchtsort für diesen wichtigen Nützling machen.
Igel sind nachtaktive Einzelgänger, die jährlich große Distanzen zurücklegen, um Nahrung und geeignete Winterquartiere zu finden. Als Fleischfresser und Insektenfresser spielen sie eine Schlüsselrolle im ökologischen Gleichgewicht. Leider ist der Igel zunehmend auf menschliche Hilfe angewiesen. Sein Überleben ist direkt mit unserer Bereitschaft verbunden, naturnäher zu gärtnern und die Gefahrenquellen in unserem direkten Umfeld zu beseitigen.
Dieser umfassende Leitfaden liefert Ihnen die notwendigen Informationen, um dem Igel aktiv zu helfen. Von der Gestaltung des perfekten Winterquartiers über die korrekte Notfütterung bis hin zur Vermeidung von Todesfallen – jede Maßnahme zählt für den Schutz dieses heimischen Gartenhelden.
Warum der Igel Hilfe braucht: Biologie und Bedrohung
Um den Igel effektiv schützen zu können, muss man seine Lebensweise und die spezifischen Gefahren, denen er ausgesetzt ist, verstehen.
Der Igel als natürlicher Jäger: Was er wirklich frisst
Der Igel ist ein reiner Fleischfresser Insektivor. Seine Hauptnahrungsquelle sind Insekten, Würmer und Larven, was ihn zum Verbündeten im Kampf gegen Schädlinge macht.
- Bevorzugte Nahrung: Regenwürmer, Käferlarven, Ohrwürmer, Schnecken Nackt und Gehäuse, sowie Asseln und Spinnen.
- Falsche Nahrung Tabu: Oft wird angenommen, der Igel brauche Brot, Obst oder Milch. Milch ist für Igel absolut schädlich, da sie Laktose nicht verdauen können, was zu lebensbedrohlichem Durchfall und Dehydrierung führt. Auch Süßigkeiten und Backwaren sind ungeeignet.
Die modernen Fallen im Garten
Viele der größten Gefahren für Igel resultieren aus der modernen, aufgeräumten Gartengestaltung.
- Zäune und Barrieren: Starre Zäune und Mauern verhindern die nächtliche Wanderschaft der Igel bei der Nahrungssuche. Der Igel benötigt Durchgänge, die seine Reviergröße sichern.
- Mähroboter: Der Igel rollt sich bei Gefahr zusammen. Dieses natürliche Abwehrverhalten macht ihn zur leichten Beute für Mähroboter und Freischneider, was oft zu schwersten Verletzungen führt.
- Offene Gruben und Teiche: Kellertreppen, Lichtschächte und Teiche mit steilen Rändern werden schnell zu Fallen, aus denen der Igel nicht mehr entkommen kann und ertrinkt.
Aktionsplan 1: Sichere Zufluchtsorte schaffen
Igel benötigen tagsüber geschützte Verstecke zur Ruhe und im Winter ein isoliertes Quartier zur Überwinterung.
Das perfekte Winterquartier
Der Winterschlaf ist eine Überlebensstrategie, die nur gelingt, wenn der Igel ein trockenes, frostfreies und sicheres Quartier findet.
- Natürliche Haufen: Der beste Unterschlupf ist ein großer, ungestörter Haufen aus Reisig, totem Holz und trockenem Laub in einer ruhigen Ecke des Gartens. Dieser sollte bis zum Frühjahr unberührt bleiben.
- Igelhäuser: Sie können spezielle Igelhäuser kaufen oder selbst bauen Holzkisten mit einem engen, versetzten Eingang, der vor Fressfeinden schützt. Füllen Sie das Innere mit Stroh oder zerknülltem Zeitungspapier.
- Standort: Das Winterquartier muss trocken, windgeschützt und fernab von belebten Wegen oder Haustieren platziert werden.
Gefahrenzone Wasser und Technik
Die Beseitigung von lebensgefährlichen Barrieren ist eine einfache, aber effektive Schutzmaßnahme.
- Igel Pässe: Schneiden Sie kleine Öffnungen von etwa 10 x 10 cm in die Basis Ihrer Zäune und Mauern. Dies ermöglicht dem Igel, seinen Weg fortzusetzen.
- Teich- und Poolschutz: Statten Sie Gartenteiche und Pools mit einer flachen Rampe oder einem Brett aus, das bis ins Wasser reicht und dem Igel als Ausstiegshilfe dient. Kontrollieren Sie offene Gruben und Schächte regelmäßig.
- Mähroboter Regel: Betreiben Sie Mähroboter ausschließlich tagsüber zwischen 8 und 18 Uhr. Igel sind in der Nacht aktiv und schlafen tagsüber im hohen Gras. Kontrollieren Sie vor dem Mähen alle Bereiche unter Büschen und Hecken sorgfältig.
Aktionsplan 2: Die richtige Ernährungshilfe
Zufütterung ist nicht immer nötig, aber im Spätherbst und in Notfällen kann sie lebensrettend sein.
Was Igel fressen dürfen und was tabu ist
Wenn eine Zufütterung notwendig ist, muss die Nahrung den natürlichen Bedürfnissen des Igels entsprechen.
- Geeignete Nahrung: Spezielles Igelfertigfutter, hochwertiges Katzen Nassfutter ohne Zucker und Getreide am besten mit hohem Fleischanteil. Gut gekochtes, ungesalzenes Rührei oder ungewürztes Hackfleisch sind ebenfalls geeignet.
- Lebenswichtiges Wasser: Stellen Sie immer eine flache Schale mit frischem Wasser bereit, besonders an trockenen und heißen Tagen.
- Tabu: Niemals Milch, Brot, Obst oder Gemüse füttern. Diese Nahrungsmittel führen zu schweren Verdauungsproblemen und sind für den Igel ungesund.
Die kritische Phase: Zufütterung im Spätherbst
Der Herbst ist die wichtigste Zeit für die Zufütterung, da Igel sich ein Fettpolster für den Winterschlaf anfressen müssen.
- Gewichtskontrolle: Ein Igel sollte Mitte November mindestens 500 Gramm wiegen, um den Winter erfolgreich zu überstehen. Wird ein Igel Ende November oder im Dezember gesichtet und wiegt weniger, benötigt er dringend Hilfe.
- Fütterungsplatz: Bieten Sie das Futter an einem geschützten, sauberen Ort an, der für Katzen und Ratten schwer zugänglich ist. Entfernen Sie Futterreste täglich, um Ungeziefer zu vermeiden.
Der Igelfreundliche Garten: Verzicht auf Gifte
Die beste Hilfe für den Igel ist, ihm ein sicheres und artenreiches Jagdrevier zu bieten.
Pestizide und Schneckenkorn: Die doppelte Gefahr
Der Einsatz von Chemikalien schadet dem Igel gleich doppelt.
- Nahrungsgrundlage entziehen: Insektizide töten die Nahrung der Igel ab. Ein steriler Garten ist ein Hungergarten.
- Vergiftung: Wenn Igel Schnecken fressen, die mit giftigem Schneckenkorn Metaldehyd behandelt wurden, nehmen sie das Gift auf und verenden. Verzichten Sie vollständig auf chemische Pestizide und verwenden Sie nur Eisen-III-Phosphat basierendes Schneckenkorn.
Biodiversität fördern
Ein naturnaher Garten, der viele Insekten anzieht, ist automatisch ein Paradies für den Igel.
- Unaufgeräumte Ecken: Lassen Sie Laub und abgestorbene Pflanzen in den Beeten liegen. Dies schützt Bodenlebewesen, die der Igel frisst, und bietet ihm zusätzliche Verstecke.
- Blütenvielfalt: Pflanzen Sie Stauden und Kräuter, die Nützlinge und Insekten anziehen und so eine reichhaltige Nahrungskette für den Igel aufbauen.
Verantwortung für den natürlichen Wächter
Der Igel ist ein wertvoller biologischer Wächter, der Ihnen hilft, Ihren Garten gesund und frei von Schädlingen zu halten. Er symbolisiert die Gesundheit unseres lokalen Ökosystems.
Indem Sie einfache, aber konsequente Maßnahmen ergreifen – sei es das Schaffen eines Laubhaufens, das Bereitstellen einer Wasserschale oder der Verzicht auf gefährliche Gartengeräte und Gifte –, leisten Sie einen direkten Beitrag zum Artenschutz. Gemeinsam mit Ihrem kleinen, stacheligen Freund wird Ihr grünes Paradies zu einem widerstandsfähigen und lebendigen Zufluchtsort für die Natur.