Der Igel ist eines der charmantesten und nützlichsten Wildtiere, die in unseren Gärten leben. Als natürlicher Schädlingsbekämpfer frisst er gerne Schnecken, Käfer und andere Insekten und trägt somit zu einem gesunden ökologischen Gleichgewicht bei. Leider stehen Igel zunehmend vor großen Herausforderungen: Durch versiegelte Gärten, den Verlust natürlicher Lebensräume und den Einsatz von Pestiziden wird es für sie immer schwieriger, Nahrung und sichere Überwinterungsplätze zu finden. Jeder Gartenbesitzer kann einen wertvollen Beitrag zum Tierschutz leisten und diesen kleinen Stachelrittern aktiv helfen. Dieser Artikel gibt Ihnen konkrete und praktikable Tipps, wie Sie Ihren Garten igelfreundlich gestalten und wann Sie eingreifen müssen, um Igeln zu helfen.
Garten als sicheres Igel-Refugium gestalten
Ein igelfreundlicher Garten bietet drei wesentliche Elemente: Nahrung, Wasser und Unterschlupf. Durch einfache Maßnahmen kann Ihr Garten zum wichtigen Bestandteil des Tierschutz-Netzwerkes werden.
Unterschlupf und Überwinterungshilfen schaffen
Igel benötigen geschützte Bereiche für ihre Ruhezeiten während des Tages und insbesondere für den Winterschlaf.
- Laubhaufen und Hecken: Lassen Sie im Herbst Laub in einer Ecke des Gartens liegen oder schichten Sie Reisig auf. Solche natürlichen Haufen sind ideale, isolierende Nester für den Winterschlaf.
- Igelhäuser: Stellen Sie im Herbst ein spezielles Igelhaus an einem ruhigen, wettergeschützten Ort auf, um dem Igel aktiv zu helfen. Das Häuschen sollte einen engen Eingang haben, um andere Tiere fernzuhalten.
- Wildnis-Ecken: Vermeiden Sie es, Ihren Garten “zu ordentlich” zu halten. Eine naturnahe Ecke mit Wildwuchs und Totholz dient als hervorragendes Versteck.
Durchlässige Zäune und Barrieren vermeiden
Igel sind nachtaktive Wanderer und legen auf ihrer Nahrungssuche weite Strecken zurück. Geschlossene Zäune oder Mauern stellen unüberwindbare Hindernisse dar und verhindern, dass Igel genügend Futter finden.
- Igel-Tore: Schneiden Sie kleine Öffnungen (ca. 10×10 cm) in Zäune oder Mauern in Bodennähe. Dies ermöglicht dem Igel, seinen Lebensraum zu erweitern, was ein wichtiger Aspekt im Tierschutz ist.
- Vorsicht bei Kellerabgängen: Offene Lichtschächte oder tiefe Gruben können zu tödlichen Fallen werden. Sichern Sie diese mit stabilen Abdeckungen oder bieten Sie mit schrägen Brettern eine Ausstiegshilfe.
Fütterung und Gefahrenquellen vermeiden
Um Igeln zu helfen, ist es wichtig, sie richtig zu füttern und ihnen gefährliche Substanzen fernzuhalten.
Die richtige Igel-Ernährung
Igel sind Fleischfresser (Insektivoren). Ihre natürliche Nahrung besteht aus Insekten, Würmern und Larven. Zusätzliche Fütterung ist nur in bestimmten Zeiten nötig, kann aber lebensrettend sein.
- Geeignetes Futter: Bieten Sie Katzen-Nassfutter (kein Fisch!) oder spezielles Igelfutter an.
- Ungeeignetes Futter: Geben Sie niemals Milch, da Igel laktoseintolerant sind und dies zu schweren Durchfällen führen kann. Auch Obst, Gemüse oder Speisereste sind ungeeignet.
- Wasser: Stellen Sie immer eine flache Schale mit frischem Wasser bereit, besonders in trockenen Sommern. Dies ist eine einfache und effektive Maßnahme, um Igeln zu helfen.
Verzicht auf Gefahrenstoffe im Garten
Viele gängige Gartentipps und -produkte stellen eine große Bedrohung für den Tierschutz dar.
- Schneckenkorn: Enthält oft Metaldehyd, welches für Igel hochgiftig ist, wenn sie vergiftete Schnecken fressen. Verzichten Sie darauf und setzen Sie auf natürliche Fressfeinde wie den Igel selbst!
- Mähroboter und Freischneider: Diese Geräte sind eine der häufigsten Todesursachen für Igel. Tipp: Benutzen Sie diese Maschinen nur unter Aufsicht und kontrollieren Sie die Rasenfläche vor der Benutzung sorgfältig, da Igel bei Gefahr nicht flüchten, sondern sich zusammenrollen.
- Gartenteiche: Stellen Sie sicher, dass steile Teichränder eine Ausstiegshilfe in Form eines Brettes oder eines Drahtgitters haben, falls ein Igel hineinfällt.
Wann ein Igel Hilfe braucht – Aktiver Tierschutz
Wenn Sie einen Igel tagsüber finden, ist das oft ein Zeichen dafür, dass er dringend Hilfe benötigt.
Erkennungsmerkmale eines hilfsbedürftigen Igels
Ein Igel braucht menschliche Unterstützung, um zu helfen, wenn er eines der folgenden Merkmale aufweist:
- Tagaktivität: Ein gesunder Igel ist nachtaktiv. Finden Sie einen Igel tagsüber, der apathisch oder ungeschützt in der Sonne liegt, benötigt er wahrscheinlich Hilfe.
- Untergewicht im Spätherbst: Igel, die Ende Oktober oder November weniger als 500 Gramm wiegen, können sich keinen ausreichenden Winterspeck anfressen und werden den Winterschlaf wahrscheinlich nicht überleben.
- Verletzungen: Offensichtliche Wunden, starker Parasitenbefall (Fliegeneier, Zecken) oder ein schwankender Gang.
Erste Schritte und Kontaktaufnahme
Wenn Sie glauben, einem Igel helfen zu müssen, gehen Sie wie folgt vor:
- Sichern und Wärme: Nehmen Sie den Igel vorsichtig mit Handschuhen auf. Legen Sie ihn in einen Karton und stellen Sie eine handwarme (keine heiße!) Wärmflasche unter ein Tuch. Halten Sie ihn warm.
- Keine Fütterung ohne Rat: Geben Sie ihm zunächst nur Wasser. Kontaktieren Sie schnellstmöglich eine Igelstation oder einen Tierschutzverein in Ihrer Nähe für professionelle Beratung. Eine falsche Fütterung kann schaden.
Fazit
Der Igel ist ein Indikator für die Natürlichkeit und Gesundheit unserer Gärten. Durch einfache, aber bewusste Entscheidungen – wie das Schaffen von Unterschlupf, die Vermeidung von Chemikalien und das Anbieten von Wasser – kann jeder von uns einen wichtigen Beitrag zum Tierschutz leisten und unserem kleinen Gartenfreund aktiv helfen. Ein igelfreundlicher Garten ist nicht nur ein sicherer Hafen für diese nützlichen Tiere, sondern auch ein Zeichen für ein lebendiges, ökologisches Bewusstsein. Mit diesen Gartentipps verwandeln Sie Ihre Grünfläche in ein kleines Paradies für Igel.