Es raschelt im Herbstlaub. Für einen Moment denkst du an eine Amsel, die im Beet wühlt – doch dann siehst du ihn: einen kleinen, stacheligen Schatten, der vorsichtig über den Boden trippelt. Der Igel ist da. Ein stiller Wächter, der nachts Schnecken frisst, Käfer aufspürt und dabei hilft, das natürliche Gleichgewicht in deinem Garten zu halten.
Doch so robust Igel wirken: Sie brauchen dringend unsere Unterstützung. Wenn wir Igeln helfen, leisten wir gleichzeitig einen wichtigen Beitrag dazu, Wildtiere zu schützen – direkt vor der eigenen Haustür.
Warum der Igel zum Sorgenkind geworden ist
Früher waren Igel in Gärten, Hecken und Parkanlagen ganz selbstverständlich zu Hause. Heute wird ihr Lebensraum immer knapper. Versiegelte Flächen, sterile Steingärten, dicht geschlossene Zäune und der Einsatz von Giften machen ihnen das Leben schwer.
Ein „perfekt“ aufgeräumter Garten mag für Menschen ordentlich aussehen, für Igel bedeutet er jedoch vor allem Mangel: zu wenige Verstecke, zu wenig Nahrung, zu wenig Schutz.
Hinzu kommen Gefahren wie:
- Mähroboter, die nachts fahren und Igel verletzen können
- Offene Lichtschächte, Pools oder steile Teiche, aus denen sie nicht mehr herauskommen
- Straßenverkehr und immer weniger sichere Rückzugsräume
Kurz gesagt: Der Igel braucht uns. Und die gute Nachricht ist: Schon mit kleinen Maßnahmen kannst du Wildtiere schützen – und deinen Garten in ein kleines Paradies verwandeln.
Igeln helfen beginnt im eigenen Garten
Wenn du Igeln helfen möchtest, musst du deinen Garten nicht komplett umkrempeln. Es geht eher darum, ihn ein bisschen „wilder“ zu denken.
Stell dir deinen Garten als Mosaik vor: Einige Ecken dürfen ordentlich sein, andere bewusst natürlich und unperfekt. Genau diese wilden Zonen sind für Igel lebenswichtig.
Igeln helfen: Kleine Veränderungen mit großer Wirkung
Mit diesen einfachen Schritten machst du deinen Garten igelfreundlicher:
- Durchgänge im Zaun schaffen: Handtellergroße Öffnungen (ca. 10–15 cm) unter Zäunen oder Toren, damit Igel von Grundstück zu Grundstück wandern können.
- Nicht alles Laub entfernen: Lass unter Hecken, Sträuchern oder in einer Gartenecke Laub liegen, statt alles abzufahren.
- Keine Nachtfahrten mit dem Mähroboter: Wenn du einen Mähroboter nutzt, lasse ihn nur tagsüber laufen, niemals nachts.
- Wasserstellen anbieten: Flache Schalen mit frischem Wasser helfen nicht nur Igeln, sondern vielen Wildtieren.
So schaffst du einen Garten, der nicht nur schön aussieht, sondern auch echten Lebensraum bietet.
Giftfrei gärtnern: Warum du Insektizide vermeiden solltest
Wer Igeln helfen will, sollte auf chemische Keulen verzichten. Insektizide, Schneckenkorn und andere Gifte erscheinen auf den ersten Blick praktisch – doch sie zerstören genau die Nahrungsgrundlage, die Igel zum Überleben brauchen.
Unsichtbare Gefahr für Wildtiere
Igel fressen vor allem:
- Käfer und Larven
- Würmer
- Schnecken
- Insekten und andere Kleintiere
Wenn du Insektizide verwendest, tötest du nicht nur die „unerwünschten“ Insekten, sondern auch viele nützliche Arten. Für Igel bedeutet das: weniger Nahrung. Noch schlimmer – gefressene, vergiftete Tiere können selbst zur Gefahr werden.
Wer also ernsthaft Wildtiere schützen will, sollte Insektizide vermeiden und auf eine andere Strategie setzen: ein stabiles, natürliches Gleichgewicht im Garten.
Natürliche Alternativen statt Chemiekeule
Statt Gift gibt es viele sanfte Lösungen:
- Nützlinge fördern: Marienkäfer, Vögel, Laufkäfer, Frösche und eben Igel regulieren Schädlinge ganz natürlich.
- Vielfalt pflanzen: Mischkulturen, blühende Stauden, Kräuter und heimische Sträucher stärken das Ökosystem.
- Mechanische Methoden: Schnecken absammeln, Pflanzenschutznetze nutzen, empfindliche Pflanzen in Töpfen halten.
Je vielfältiger dein Garten ist, desto weniger brauchst du Chemie – und desto besser ist er als Lebensraum für Igel und andere Wildtiere geeignet.
Wilde Ecken schaffen: So wird dein Garten igelfreundlich
Ein igelfreundlicher Garten ist nicht perfekt, sondern lebendig. Er darf Ecken haben, in denen die Natur machen darf, was sie will.
Verstecke, Laub und natürliche Strukturen
Igel brauchen sichere Plätze zum Schlafen, Ruhen und Überwintern. Ideal sind:
- Laub- und Reisighaufen unter Sträuchern
- Totholzstapel mit Ästen und Zweigen
- Dichte Hecken und Bodendecker als Deckung
- Unbehandelte Heckenstreifen statt kahler Zäune
Wenn du magst, kannst du zusätzlich ein Igelhaus aufstellen – am besten aus Holz, robust, mit kleinem Eingang und gefüllt mit trockenem Laub. Wichtig: Platziere es an einem ruhigen, geschützten Ort, nicht mitten auf dem offenen Rasen.
Wasserstellen und Futter – mit Maß und Verstand
Wasser ist überlebenswichtig. Eine flache, schwere Schale, täglich gereinigt, hilft Igeln enorm – gerade in trockenen Phasen.
Beim Füttern gilt: Ein gesunder Igel in einem naturnahen Garten braucht normalerweise kein Zusatzfutter. In besonderen Situationen kann es aber sinnvoll sein, zum Beispiel:
- sehr kleine, untergewichtige Jungigel im Spätherbst
- kranke, geschwächte Tiere (in Absprache mit einer Igelstation oder Tierarztpraxis)
Falls zugefüttert wird, ist hochwertiges Katzen- oder Hundefutter (nass oder trocken, ohne Zucker und ohne Exoten wie Fischsoße) geeignet. Niemals Milch geben – sie führt bei Igeln zu schweren Verdauungsproblemen.
Mit einem Garten viele Wildtiere schützen
Was du für Igel tust, kommt auch anderen zugute. Wenn du deinen Garten naturnah gestaltest, indem du Insektizide vermeiden, wilde Ecken zulassen und heimische Pflanzen setzt, profitieren unter anderem:
- Vögel, die in dichten Hecken nisten
- Bestäuber wie Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge
- Amphibien wie Frösche und Molche
- Käfer, Spinnen und andere Kleintiere
So wird dein Garten zu einer echten Oase für Wildtiere – und du leistest einen konkreten Beitrag, Wildtiere zu schützen, ohne dafür in ein Schutzgebiet fahren zu müssen.
Sicher durch das Jahr: Saisonkalender für Igelschutz
Damit du weißt, wann welche Maßnahme besonders wichtig ist, hilft ein grober Jahresüberblick.
Frühling: Vorsichtig starten
Im Frühling wachen Igel aus dem Winterschlaf auf. Jetzt gilt:
- Vorsicht bei Aufräumarbeiten: Nicht blind in Laubhaufen oder Hecken schneiden.
- Wasserstellen einrichten.
- Nach schwachen Tieren Ausschau halten (stark abgemagert, tagsüber torkelnd).
Sommer: Wasser, Schatten und Ruhe
Im Sommer sind Igel nachts auf Nahrungssuche:
- Wasser regelmäßig auffüllen.
- Mähroboter nur tagsüber laufen lassen.
- Keine Insektizide nutzen, um die Nahrungsbasis zu erhalten.
Herbst: Igeln helfen, sich zu rüsten
Im Herbst bauen Igel Fettreserven und suchen Winterquartiere:
- Laub liegen lassen, statt alles zu entsorgen.
- Keine großen Erdbewegungen an Hecken oder unter Sträuchern.
- Untergewichtige Igel (deutlich kleiner und sehr leicht) gegebenenfalls von einer Igelstation begutachten lassen.
Winter: Rückzugsplätze respektieren
Im Winter halten Igel Winterschlaf:
- Laubhaufen, Totholzstapel und Igelhäuser nicht stören.
- Größere Bauarbeiten oder Rodungen auf frostfreie, igelfreie Zeiten verschieben.
Wann Igel wirklich Hilfe brauchen – und wann nicht
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Nicht jeder Igel braucht Hilfe – aber es gibt klare Anzeichen, wann du handeln solltest:
Igel braucht keine Hilfe, wenn:
- er nachts unterwegs ist
- er wach, flink und gut genährt wirkt
- er sich bei Gefahr einrollt und normal reagiert
Igel braucht Hilfe, wenn:
- er tagsüber orientierungslos herumläuft
- er apathisch wirkt, torkelt oder stark abgemagert ist
- sichtbare Verletzungen vorhanden sind
- sehr kleine Jungtiere spät im Herbst (z. B. November) alleine unterwegs sind
In solchen Fällen ist es sinnvoll, eine Igelstation, einen Tierschutzverein oder eine tierärztliche Praxis zu kontaktieren. So stellst du sicher, dass du wirklich sinnvoll Igeln helfen kannst, statt aus Versehen zu schaden.
Fazit: Dein Garten als Zuflucht für Wildtiere
Der Igel ist mehr als nur ein süßer Gartengast. Er ist ein Symbol dafür, wie verletzlich unsere heimische Natur geworden ist – und wie viel Macht in deinen Händen liegt.
Wenn du auf Insektizide verzichten, wilde Ecken zulassen, Wasserstellen anbieten und sichere Verstecke schaffst, dann tust du nicht nur diesem stillen Wächter einen Gefallen. Du hilfst, Wildtiere zu schützen, stärkst die Artenvielfalt und verwandelst deinen Garten in ein lebendiges, pulsierendes Stück Natur.
Vielleicht hörst du es schon bald wieder im Laub rascheln. Und diesmal weißt du: Dieser kleine, stachelige Besucher ist nicht zufällig da – dein Garten ist zu seinem sicheren Zuhause geworden.