Braucht mein Igel jetzt ein Winterquartier?

Wenn die Temperaturen fallen und die Nächte länger werden, beginnen Igel mit den Vorbereitungen auf ihren Winterschlaf. Doch nicht jeder Igel findet rechtzeitig ein sicheres Versteck. Gartenbesitzer fragen sich dann oft: Soll ich helfen – oder greife ich besser nicht ein?
Dieser Artikel erklärt, wann ein Igel wirklich Unterstützung braucht, wie du den Gesundheitszustand beurteilst und welche Maßnahmen sinnvoll sind, ohne die Tiere zu stören.

Wann Igel ein Winterquartier brauchen

Ein gesunder, ausgewachsener Igel kann sich im Herbst meist selbst ein passendes Winterquartier suchen. Doch manche Tiere, vor allem Jungigel, sind auf menschliche Hilfe angewiesen.

Typische Gründe, warum ein Igel Unterstützung braucht:

  • zu jung oder zu leicht für den Winterschlaf,
  • keine dichte Laubschicht oder Hecken im Garten,
  • gestörte Lebensräume durch Gartenarbeiten,
  • anhaltend nasses oder kaltes Wetter.

Grundsätzlich gilt: Nur eingreifen, wenn es wirklich nötig ist. Die meisten Igel kommen allein zurecht, solange sie genügend Nahrung und Verstecke finden.

Gewichtskontrolle bei Jungigeln

Ein entscheidender Faktor ist das Gewicht.
Bevor der Frost kommt, sollten Igel ausreichend Fettreserven haben, um den langen Winterschlaf zu überstehen.

Richtwerte für gesunde Tiere:

  • Ausgewachsene Igel: mind. 600–700 Gramm
  • Jungigel (Herbst geboren): mind. 500 Gramm bis Anfang November

Wiege einen Igel nur, wenn er regelmäßig tagsüber aktiv ist oder abgemagert wirkt. Dazu reicht eine Küchenwaage mit Schüssel.
Wiegt der Igel unter 500 Gramm im November, braucht er dringend Hilfe – entweder durch gezieltes Zufüttern oder, in Ausnahmefällen, durch Pflege in geschützter Umgebung.

Achte dabei auf deutliche Anzeichen:

  • sichtbare Rippen oder eingefallene Flanken,
  • kraftloses Laufen oder Zittern,
  • tagsüber unterwegs (außer bei Störungen).

Solche Tiere überleben ohne menschliche Hilfe meist nicht den Winter.

Natürliche Unterschlüpfe im Garten

Nicht jeder Igel braucht ein gebautes Haus. Viele finden natürliche Unterschlüpfe in dichten Hecken, Laubhaufen, unter Wurzeln oder Kompost.
Diese Plätze bieten Schutz vor Kälte, Feuchtigkeit und Fressfeinden.

So unterstützt du Igel mit einfachen Mitteln:

  • Laub und Äste liegen lassen, statt sie im Herbst zu entfernen.
  • Totholzecken im Garten anlegen.
  • Komposthaufen nicht ständig umsetzen – sie sind beliebte Schlafplätze.
  • Laubsauger vermeiden, da sie kleine Tiere gefährden und natürliche Verstecke zerstören.

Ein strukturierter Garten mit wilden Ecken ist für Igel oft besser als jedes gekaufte Igelhaus.

Wann eine Zufütterung notwendig ist

Wenn das natürliche Nahrungsangebot knapp wird, kann eine vorübergehende Zufütterung helfen, besonders bei Jungigeln mit zu geringem Gewicht.
Sie sollte aber immer kontrolliert und zeitlich begrenzt erfolgen.

Geeignetes Futter

  • hochwertiges Igel- oder Katzenfutter (ohne Gewürze),
  • hartgekochtes Ei, ungewürztes Rührei oder Haferflocken,
  • Wasser in flachen Schalen (kein Milchprodukt – verursacht Durchfall).

Nicht geeignet

  • Obst, Nüsse oder Brot,
  • gewürztes oder gesalzenes Futter,
  • Milch oder Sahne.

Stelle die Futterstelle abends an einem geschützten Platz auf, möglichst trocken und windgeschützt.
Sobald der Igel sein Idealgewicht erreicht hat, Fütterung beenden, damit er selbstständig bleibt.

Wann und wie ein Igelhaus hilft

Falls dein Garten kaum natürliche Unterschlüpfe bietet, kannst du durch ein Igelhaus für sicheren Unterschlupf sorgen.
Besonders in gepflegten, offenen Gärten oder auf Balkonen ist das eine gute Ergänzung.

Achte auf folgende Punkte:

  • Eingang ca. 10 x 10 cm groß (Schutz vor Katzen).
  • Material unbehandeltes Holz, kein Kunststoff.
  • Standort schattig, windgeschützt, auf trockenem Untergrund.
  • Füllung mit trockenem Laub, Moos oder Stroh.

Platziere das Haus früh im Herbst, damit es nicht nach Mensch riecht.
Wenn du Glück hast, zieht schon nach wenigen Tagen ein Igel ein.

Störungen vermeiden

Der wichtigste Punkt beim Igelschutz: Nicht stören!
Ein schlafender Igel darf im Winter auf keinen Fall geweckt oder umgesetzt werden. Selbst kleine Störungen können den Energieverbrauch erhöhen und den Winterschlaf gefährden.

Beachte daher:

  • Kein Laub im Winter entfernen.
  • Keine Gartenarbeiten in der Nähe bekannter Igelplätze.
  • Igelhäuser im Winter niemals öffnen oder bewegen.

Wenn du im Frühjahr ein scheinbar „leeres“ Haus findest, warte bis April, bevor du hineinschaust – oft schlafen die Tiere länger, je nach Witterung.

Igel im Notfall richtig helfen

Manchmal braucht ein Igel trotz guter Pflege menschliche Hilfe.
Folgende Situationen sind Anzeichen, dass du eingreifen oder eine Wildtierstation kontaktieren solltest:

  • Tier ist verletzt, hinkt oder blutet.
  • Igel liegt tagsüber apathisch herum.
  • Gewicht deutlich unter 400–500 Gramm im Spätherbst.
  • Parasitenbefall (z. B. viele Zecken, Fliegeneier).

Im Zweifel lieber fachkundige Hilfe anrufen, statt eigenständig zu handeln. In vielen Regionen gibt es spezielle Igelhilfsstationen, die Tiere aufnehmen und auf den Winter vorbereiten.

Häufige Fehler beim Helfen

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Diese typischen Fehler solltest du vermeiden:

  • Milch geben (führt zu Durchfall und Dehydrierung).
  • Igel in beheizte Räume holen, außer in echten Notfällen.
  • Winterschlaf künstlich unterbrechen – das kostet Kraft.
  • Plastik- oder Metallhäuser verwenden, da sie keine Luftzirkulation erlauben.

Stattdessen gilt: natürliche Materialien, Ruhe, Beobachtung aus der Distanz.

Checkliste – braucht mein Igel ein Winterquartier?

PrüffrageAntwortHandlung
Wiegt der Igel unter 500 g (Anfang November)?JaZufüttern oder Hilfe suchen
Sieht er krank oder geschwächt aus?JaTierarzt oder Wildtierstation
Ist genügend Laub und Deckung im Garten?NeinLaubhaufen oder Igelhaus anlegen
Wird der Igel tagsüber aktiv gesehen?JaZustand beobachten – mögliches Problem
Gibt es viele Störungen im Garten (Lärm, Hunde, Arbeiten)?JaRückzugsort schaffen

Diese einfache Kontrolle zeigt dir, ob Eingreifen notwendig ist oder nicht.

Fazit

Ob dein Igel jetzt ein Winterquartier braucht, hängt vor allem von Gewicht, Alter und Lebensraum ab.
Ein kräftiger Igel mit gutem Fettpolster findet in einem naturbelassenen Garten meist selbst ein sicheres Versteck.
Leichte Jungigel dagegen brauchen oft Unterstützung – sei es durch Futter, ein geschütztes Haus oder den Kontakt zu einer Wildtierhilfe.

Mit einfachen Maßnahmen wie Laub liegen lassen, Zufütterung kontrollieren und Störungen vermeiden hilfst du den Tieren am meisten. So können sie sicher in den Winter gehen – und im Frühjahr gesund und munter wieder auftauchen.

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