Die Sonne brennt, der Boden ist rissig, Blüten welken schneller, als sie nachwachsen – und irgendwo da draußen versucht eine Biene, in der Hitze noch Wasser und Nektar zu finden. Was wir als „schönen Sommertag“ empfinden, ist für Bestäuber oft echter Stress. Gerade im Hochsommer entscheidet sich, wie gut Bienen, Wildbienen und andere Bestäuber durch die Saison kommen.
Die gute Nachricht: Du musst kein Profi und auch kein Imker sein, um Bienen zu helfen. Schon kleine Gesten – eine durchdachte Wasseroase, ein paar klug ausgewählte Pflanzen und etwas Achtsamkeit bei der Sommerpflege – können einen großen Unterschied machen. Und ganz nebenbei sicherst du damit auch deine eigene Gartenernte.
In diesem Artikel erfährst du, wie du einfache Trinkplätze baust, warum Obststücke im Wasser tatsächlich Leben retten können und wie du deinen Garten im Sommer so führst, dass er nicht nur schön aussieht, sondern Bienen ein echter Zufluchtsort ist.
Warum Bienen im Sommer besonders Hilfe brauchen
Auf den ersten Blick sieht der Sommer nach Überfluss aus: Blüten, Wärme, Farben überall. Aber gerade Hitzeperioden bringen Bienen an ihre Grenzen.
Durst, Hitzestress und Blütenflaute
Im Hochsommer haben Bienen drei große Herausforderungen:
- Wasserknappheit: Pfützen trocknen aus, Bäche führen weniger Wasser, Vogeltränken sind oft leer.
- Hitzestress: Im Bienenstock steigt die Temperatur – Bienen brauchen Wasser, um zu kühlen.
- Blütenmangel: Nach dem Frühlingsfeuerwerk folgen oft Wochen, in denen deutlich weniger blüht, besonders in sterilen Gärten und Städten.
Wenn du in dieser Zeit Bienen hilfst, unterstützt du sie genau da, wo ihre Reserven dünn werden: bei Wasser, Nahrung und sicheren Landeplätzen.
Wasseroase für Bienen: Sicher trinken ohne zu ertrinken
Der wichtigste und gleichzeitig einfachste Schritt: Bienen brauchen Wasser, aber sie können nicht schwimmen. Eine normale Schüssel oder ein Eimer voll Wasser wird schnell zur Falle. Mit einer gut durchdachten Wasseroase änderst du das.
Was eine gute Wasseroase ausmacht
Eine bienenfreundliche Tränke:
- ist flach oder hat flach zugängliche Stellen
- bietet Landeflächen – z. B. Steine, Kork, Moos, Obststücke
- steht nicht in der prallen Mittagssonne, damit das Wasser nicht zu heiß wird
- wird regelmäßig gereinigt und aufgefüllt
Bienen trinken lieber an ruhigen, leicht zugänglichen Stellen mit sicheren „Inseln“ als an glatten, tiefen Wasserflächen.
Schritt-für-Schritt: Wasseroase mit Obststücken anlegen
Mit wenigen Handgriffen kannst du eine kleine, lebensrettende Station bauen.
- Behälter wählen
- Flache Schale, Untersetzer eines Blumentopfs, Keramikschale oder breiter Glasbehälter.
- Wichtig: stabil, damit er nicht umkippt.
- Landeflächen vorbereiten
- Kleine Steine, Kies, Murmeln, Korkstücke, Holzstücke oder Tonkugeln in die Schale legen.
- Zusätzlich kannst du Obststücke (z. B. Apfel, Orange, Birne) auf die Steine legen.
- Die Bienen können sich am Obst festhalten, saugen gleichzeitig Wasser und etwas Zucker – perfekte Kombi.
- Wasser einfüllen
- Schale so weit mit Wasser füllen, dass die Steine und Obststücke noch deutlich aus dem Wasser ragen.
- Die Bienen sollen immer etwas „Trockenes“ unter den Füßen haben.
- Standort wählen
- Halbschattig bis hell, aber nicht in praller Mittagssonne.
- In der Nähe von Blumen oder deinem Gemüsebeet – da, wo Bienen ohnehin unterwegs sind.
- Pflege
- Wasser täglich oder alle zwei Tage wechseln, besonders bei Hitze.
- Obst spätestens nach wenigen Tagen austauschen, bevor es gärt.
So wird deine Wasseroase zur echten Hilfe und nicht zur Keimschleuder.
Sommerpflege im Garten: Mit einfachen Mitteln Bienen helfen
Wasser ist ein Anfang – aber du kannst noch viel mehr tun, damit Bienen deinen Garten als sicheren Anlaufpunkt wahrnehmen.
Blühpausen vermeiden: Sommerblüher gezielt einsetzen
Nach Frühlingstulpen und Obstblüte klafft in vielen Gärten eine „Blütenlücke“. Für Bienen bedeutet das: viel Fliegen, wenig Futter. Mit der richtigen Sommerpflege kannst du das ändern.
Ideal sind:
- Sommerblumen wie Ringelblume, Cosmea, Sonnenhut, Malve, Phacelia
- Kräuter wie Thymian, Oregano, Bohnenkraut, Borretsch, Schnittlauch (blühen lassen!)
- Stauden wie Lavendel, Katzenminze, Salbei, Flockenblume
Achte darauf, dass immer etwas blüht – je mehr gestaffelt über die Saison, desto besser. So hilfst du nicht nur Bienen, sondern auch Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlingen.
Wasser und Blüten im Team
Die perfekte Kombi besteht aus:
- einer Wasseroase in der Nähe von Blühpflanzen
- Schattenplätzen unter Sträuchern oder Stauden
- ein paar wilden Ecken, in denen du nicht ständig „aufräumst“
Bienen können so in einem kleinen Radius alles finden: Wasser, Nektar, Pollen und Ruhe.
Bienenfreundliche Sommerpflege ohne Chemie
Wer Bienen helfen will, sollte im Sommer auf eines unbedingt verzichten: chemische Insektizide und viele gängige „Pflanzenschutzmittel“.
Warum Spritzmittel im Sommer besonders problematisch sind
- Sie treffen nicht nur „Schädlinge“, sondern auch Bienen, Marienkäfer, Schwebfliegen.
- Rückstände auf Blüten können Bestäuber direkt schädigen.
- Bienen sind im Sommer extrem aktiv – das Risiko von direktem Kontakt ist hoch.
Besser:
- auf Mischkultur, Nützlinge und mechanische Maßnahmen setzen
- bei leichtem Blattlausbefall lieber abwarten – oft tauchen Nützlinge von selbst auf
- befallene Triebe gezielt abschneiden statt gleich die Chemiekeule zu holen
Ein Garten, in dem möglichst wenig gespritzt wird, ist ein Garten, in dem eine Wasseroase nicht zur „Falle mit Gift“ wird, sondern zu einem echten Zufluchtsort.
Extra-Ideen, wie du Bienen im Sommer zusätzlich unterstützen kannst
Neben Wasser und Blüten gibt es noch ein paar kleine Dinge, mit denen du deine Sommerpflege bienenfreundlicher machen kannst.
Rasen nicht überall kurz wie ein Teppich
Ein komplett kurz geschorener Rasen ist für Bienen eine Wüste. Du kannst:
- einzelne Bereiche seltener mähen
- Klee, Gänseblümchen, Löwenzahn und andere „Beikräuter“ blühen lassen
- eine kleine Wildblumenwiese oder zumindest einen „blühenden Streifen“ anlegen
So schaffst du eine natürliche Snackbar, die perfekt zu deiner Wasseroase passt.
Blüten auch im Topf
Kein Garten? Kein Problem. Auch auf Balkon oder Terrasse kannst du Bienen helfen:
- Blühpflanzen in Töpfen (Lavendel, Thymian, Ringelblumen, Kapuzinerkresse)
- kleine Schale als Wasseroase mit Steinen und Obststücken
- auf Spritzmittel verzichten und lieber biologisch gärtnern
Gerade in der Stadt sind solche Mini-Oasen wichtig, weil es dort oft wenig natürliche Wasserstellen gibt.
Ruhe statt Dauerparty
Bienen mögen keine Dauerbelästigung:
- Stell deine Wasseroase nicht direkt neben Grillplatz oder ständig genutzte Sitzbank.
- Lass blühende Inseln auch mal „in Ruhe“, statt ständig mittendurch zu gehen.
- Erkläre Kindern kurz, dass Bienen friedlich sind, wenn man sie nicht bedrängt.
So können Bienen entspannt trinken und sammeln – und du kannst sie beobachten, ohne dass sich jemand gestört fühlt.
Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest
Auch mit der besten Absicht kann man Dinge tun, die Bienen mehr schaden als nützen.
Zu tiefe Wasserschalen ohne Landefläche
Glatt, tief, rutschig – und schon ist die Biene im Wasser gefangen.
Besser: Immer Steine, Kork, Holz oder Obststücke als Landeflächen einbauen, Wasserstand so niedrig halten, dass nicht alles überflutet ist.
Zuckerwasser als Dauerlösung
Zuckerwasser kann im absoluten Notfall (z. B. einzelne geschwächte Biene auf dem Balkon) helfen – aber:
- Es ersetzt keine Wasseroase, die auch Durst löscht.
- Es ist auf Dauer kein Ersatz für Nektar und Pollen.
- Es kann andere Insekten anziehen und gären.
Für den Alltag sind Wasser + Blüten die deutlich bessere Lösung.
Gut gemeinter, aber giftiger Garten
Blüten pflanzen, aber gleichzeitig systemische Insektizide oder giftige Sprays einsetzen – das passt nicht zusammen. Wenn du wirklich Bienen helfen möchtest, ist der Verzicht auf solche Mittel die wichtigste Entscheidung.
Fazit: Kleine Wasseroase, große Wirkung
Bienen im Sommer zu unterstützen ist kein großes Projekt – es sind viele kleine Gesten, die zusammen Großes bewirken:
- Eine einfache Wasseroase mit Obststücken, Steinen und regelmäßig frischem Wasser.
- Ein Garten oder Balkon, in dem ganz bewusst blühende Pflanzen und Schattenplätze eingeplant sind.
- Eine Sommerpflege, die ohne Chemie auskommt und das natürliche Gleichgewicht respektiert.
So werden aus ein paar Handgriffen Schutzmaßnahmen für die wichtigsten Bestäuber deines Gartens – und für die Artenvielfalt insgesamt. Und ganz nebenbei sicherst du dir damit selbst bessere Ernten bei Obst, Gemüse und Kräutern.
Eine kleine Schale Wasser, ein paar Blüten, ein bisschen Achtsamkeit – und schon bist du Teil der Lösung. Genau so fühlt es sich an, wenn man Bienen hilft: unspektakulär im Moment, aber von großer Wirkung für die Zukunft.