Der Sommer mag sich dem Ende neigen, aber die Gartensaison geht weiter! Der Spätsommer (Juli und August) ist die beste Zeit, um die Beete für eine zweite, oft unkompliziertere Erntewelle vorzubereiten. Wir zeigen dir, warum die kühleren Monate ideal für schnellwachsende Kulturen sind und welche 9 Gemüsesorten jetzt gesät werden müssen, damit du bis zum ersten Frost und darüber hinaus knackige, frische Erträge einfährst.
Die meisten Hobbygärtner glauben, nach der Haupternte von Tomaten und Zucchini sei Schluss. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der Hochsommer bietet die perfekte Kombination aus warmem Boden und zurückgehender Tageshitze. Diese Bedingungen sind ideal, denn der warme Boden lässt die Samen superschnell keimen, während die kühleren Nächte und milderen Tage das Gemüse langsamer und aromatischer reifen lassen.
Das Ergebnis? Salate, die nicht schießen, Radieschen, die nicht holzig werden, und Blattgemüse, das eine beeindruckende Kälteresistenz entwickelt. Mit der richtigen Planung kannst du deine Beete, Hochbeete oder Balkontöpfe nahtlos umstellen und deine Erntesaison um zwei bis drei Monate verlängern.
Hier ist der ultimative Guide für deine Spätsommer-Aussaat, inklusive der neun ertragsreichsten Kandidaten.
Warum der Spätsommer die beste Zeit für die Aussaat ist
Wer jetzt sät, profitiert von entscheidenden Vorteilen, die das Gärtnern im Frühjahr oder Hochsommer oft erschweren.
Warmes Erdreich, schnelle Keimung
Im Gegensatz zum Frühjahr, wo der Boden nach dem Winter noch kalt ist, ist das Erdreich im Juli und August durch die monatelange Sonne perfekt vorgewärmt.
- Vorteil: Samen keimen extrem schnell und Jungpflanzen wachsen sofort kräftig an. Dies spart die aufwendige Vorzucht auf der Fensterbank.
Geringere Hitzebelastung und besserer Geschmack
Viele Blattgemüse (Salat, Spinat) neigen bei extremer Sommerhitze zum Schießen (Bolzen) – sie bilden schnell einen Blütentrieb aus und werden bitter.
- Vorteil: Die kühleren Temperaturen im Spätsommer und Herbst verhindern dies. Das Gemüse reift langsamer, wird knackiger, aromatischer und bleibt länger zart.
Weniger Schädlingsdruck
Während der Frühsommer die Hochphase für Schnecken und Blattläuse ist, lässt der Schädlingsdruck im Spätsommer nach.
- Vorteil: Die Schnecken werden träge und die Populationen von Blattläusen und anderen Schadinsekten nehmen ab. Das bedeutet weniger Kampf und mehr Ertrag ohne Chemie.
Die 9 Champions für die Spätsommer- und Herbsternte
Diese Gemüse zeichnen sich durch ihre kurze Kulturdauer (Days to Harvest, DTH) und/oder ihre Toleranz gegenüber Kälte aus.
1. Radieschen (Der Turbo-Starter)
Radieschen sind die ungeschlagenen Schnellsten: Oft in 3–4 Wochen erntereif.
- Aussaat: Ab Juli bis in den frühen September. Wichtig ist eine Folgesaat im Abstand von 10–14 Tagen, um kontinuierlich kleine Mengen zu ernten.
- Tipp: Sie benötigen einen lockeren, leicht feuchten Boden. Bei Trockenheit und Hitze werden sie schnell scharf oder holzig.
2. Pflück- und Kopfsalat (Der Kältetolerante)
Pflücksalat, Lollo Rosso oder Batavia sind perfekt. Auch Winterkopfsalate (Winter butterhead) können jetzt ausgesät werden.
- Aussaat: Juli bis Anfang September. Im Spätsommer besser in den Halbschatten säen, um das Schießen in den letzten warmen Tagen zu verhindern.
- Tipp: Wende die “Cut-and-come-again”-Methode an (nur äußere Blätter ernten). Das Herz bleibt stehen und du kannst über Wochen ernten.
3. Mangold (Der Multi-Ernter)
Mangold (Chard) ist unglaublich robust und liefert sowohl Stiele als auch Blätter.
- Aussaat: Bis Ende Juli. Er keimt schnell und wächst bis zum ersten starken Frost.
- Tipp: Wenn du immer nur die äußeren Blätter erntest, wächst das Herz weiter. Mangold übersteht leichten Frost oft unbeschadet. Die Sorte ‘Bright Lights’ bringt Farbe ins Herbstbeet.
4. Pak Choi (Chinesischer Blätterkohl)
Der Senfkohl ist ideal für die Herbstaussaat, da er extrem schnell wächst und Kälte besser verträgt als Hitze.
- Aussaat: Juli bis Mitte August. In nur 4–6 Wochen ist er erntebereit.
- Tipp: Im Spätsommer ist die Gefahr des Schießens geringer als im Frühjahr. Er eignet sich hervorragend für Hochbeete und Balkontöpfe.
5. Buschbohnen (Der späte Protein-Lieferant)
Buschbohnen haben eine relativ kurze Kulturdauer und sind daher oft die letzte Bohnen-Chance der Saison.
- Aussaat: Nur bis spätestens Ende Juli in warmen Regionen! Bohnen sind frostempfindlich und müssen vor dem ersten Frost (meist Mitte/Ende Oktober) ihre Früchte abliefern.
- Tipp: Gib ihnen einen sonnigen Standort und eine gute Wasserversorgung. Eine Mischkultur mit Mangold oder Salat ist ideal.
6. Frühlingszwiebeln (Der Überwinterungs-Joker)
Lauchzwiebeln brauchen nur wenig Platz und sind in 6–8 Wochen erntebereit.
- Aussaat: Bis in den September möglich.
- Tipp: Die Frühlingszwiebeln, die du jetzt säst, kannst du entweder jung ernten oder du lässt einige im Boden. Sie sind frosthart und treiben im Frühjahr als allererstes Gemüse wieder aus.
7. Basilikum (Der aromatische Topfheld)
Basilikum ist der schnellste Kräuter-Wachser und liebt die noch warmen Temperaturen im Spätsommer.
- Aussaat: Auf dem Balkon oder in Töpfen bis Ende August.
- Tipp: Sobald die Temperaturen unter 10 °C fallen, musst du die Pflanzen ins Haus holen (an ein sonniges Fenster). So kannst du den ganzen Winter über Basilikum ernten.
8. Endivie (Der Lager-Salat)
Die krause Endivie (Cichorium endivia) ist kälteunempfindlicher als Kopfsalat und kann lange geerntet werden.
- Aussaat: Im Juli und August.
- Tipp: Vor dem Frost mit einem Vlies oder einem umgedrehten Eimer abdecken, um die Ernte zu verlängern. Endiviensalat schmeckt im Herbst besonders gut, da er dann seine Bitterstoffe reduziert.
9. Feldsalat (Der Winterernter)
Der absolute Champion der späten Aussaat. Feldsalat (Lamb’s Lettuce) ist extrem frosthart.
- Aussaat: Ab Mitte August bis in den Oktober.
- Tipp: Ernten kannst du ihn den ganzen Winter über. Er ist die perfekte Gründüngung und der Garant für frischen Salat im tiefsten Winter, wenn der Schnee liegt.
🌱 Die Erfolgsstrategie: Das Timing ist alles
Die Planung für die Herbsternte erfordert eine genaue Kalkulation der Tage bis zur Ernte (DTH).
Die goldene DTH-Regel
Schaue auf deiner Samentüte nach der durchschnittlichen Kulturdauer (z. B. 50 Tage für eine Pak Choi-Sorte). Rechne diese Zeit vom gewünschten Erntetermin (z. B. 15. Oktober) zurück, um dein optimales Aussaatdatum zu finden.
- Beispiel: Ernte am 20. Oktober (Ende der Gartensaison) – 50 Tage DTH = Aussaat am 1. September.
Flächenfreigabe und Standortwechsel
Im Spätsommer werden Beete frei, da die Hauptkulturen (Erbsen, frühe Kartoffeln) geerntet sind.
- Tomaten/Zucchini-Flächen: Diese Starkzehrer haben den Boden stark ausgelaugt. Auf diesen Flächen sollten jetzt nur noch schwachzehrende Pflanzen folgen, wie Radieschen, Feldsalat oder Spinat.
- Fruchtfolge: Versuche, keine Pflanzen derselben Familie nacheinander zu setzen (z. B. nach Brokkoli nicht gleich Pak Choi, da beides Kohlgewächse sind).
Spezialtipps für den Topf und Balkon
Nutze Topf- und Balkonflächen optimal.
- Tiefe nutzen: Frühlingszwiebeln und Radieschen können auch unter höher wachsenden Pflanzen (z. B. späte Buschbohnen) gesät werden.
- Mobilität: Töpfe sind jetzt Gold wert! Wenn der erste Frost kommt, kannst du frostempfindliche Pflanzen (Basilikum) einfach ins Warme bringen oder die ganze Ernte in eine geschützte Ecke schieben und mit Vlies abdecken.
Pflege im Übergang: So überlebt dein Gemüse den Herbst
Die Pflanzen, die du jetzt säst, erleben einen Übergang vom heißen Sommer zum kühlen, feuchten Herbst.
Gießen, Mulchen und Düngung
- Gießen: Halte die jungen Saaten konstant feucht, da der Boden tagsüber noch warm ist. Gieße in den kühlen Abendstunden, um die Verdunstung zu minimieren.
- Mulchen: Eine Mulchschicht (Grasschnitt, Stroh) ist jetzt doppelt wichtig: Sie schützt vor schnellem Austrocknen und speichert die Restwärme im Boden, was die Wurzeln schützt.
- Düngung anpassen: Reduziere Stickstoff! Stickstoff (N) fördert das Wachstum von Blättern und macht die Pflanze frostempfindlicher. Gib nur noch Kompost oder einen kaliumbetonten Dünger (K) hinzu, um die Frosthärte und Widerstandsfähigkeit zu fördern.
Schutz vor Kälte und Pilzen
- Frostschutzvlies: Halte ein leichtes Gartenvlies bereit. Sobald der erste Nachtfrost droht, kannst du damit die Beete abdecken, um die Erntezeit um Wochen zu verlängern (z. B. für späte Bohnen oder Mangold).
- Pilzprävention: Die Nächte werden feuchter. Achte auf gute Luftzirkulation und gieße nicht mehr über die Blätter, um Pilzkrankheiten zu vermeiden.
Fazit: Verlängere deinen Genuss
Der Spätsommer ist die zweite Chance für alle Gärtner und die beste Zeit, um die “Zwischenräume” im Garten zu nutzen. Mit einer strategischen Auswahl an schnellwachsenden und kälteresistenten Sorten wie Radieschen, Pak Choi, Mangold und Feldsalat kannst du deine Erntesaison bis weit in den Winter hinein verlängern.
Jetzt an die Samentüten – nutze die Wärme des Bodens und die milde Herbstluft. Die Belohnung ist frisches, knackiges Gemüse, das selbstgemacht einfach am besten schmeckt und deine Küche mit Farbe und Vitaminen füllt, wenn andere auf Lagerware warten.