Ein stacheliger Freund in Not: Warum der Igel unsere Hilfe braucht
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen an einem lauen Sommerabend auf Ihrer Terrasse. Die Sonne ist gerade untergegangen, der Duft von Nachtjasmin liegt in der Luft. Plötzlich hören Sie ein leises Rascheln im Gebüsch, gefolgt von einem unverkennbaren Schmatzen. Es ist der Igel, der seinen abendlichen Rundgang beginnt – ein liebenswerter, stacheliger Ritter, der seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil unserer Gärten ist.
Doch dieses vertraute Bild gerät ins Wanken. Überall in Deutschland warnen Experten: Der Igelbestand bricht dramatisch ein. Was früher eine Selbstverständlichkeit war, wird zusehends zur Seltenheit. Dieser Rückgang ist nicht nur für Tierfreunde alarmierend, sondern auch für jeden Gartenbesitzer. Denn der Igel ist weit mehr als nur ein niedliches Nachttier; er ist ein unverzichtbarer Nützling, ein stiller Verbündeter im Kampf gegen Schnecken, Engerlinge und andere unliebsame Gartenbewohner.
Die Ursachen für diesen Schwund sind vielschichtig: versiegelte Landschaften, der Verlust natürlicher Hecken und Büsche, der Einsatz von Pestiziden und nicht zuletzt die Gefahren, die in modernen, „aufgeräumten“ Gärten lauern. Wir haben ihm unbewusst den Lebensraum genommen und seine Nahrungsquellen reduziert. Es ist höchste Zeit, umzudenken und aktiv zu werden. In diesem ausführlichen Ratgeber zeigen wir Ihnen, wie Sie effektiv zum Igel retten beitragen können – denn jede helfende Hand zählt.
Die dramatische Bedrohung: Einblicke in die Igel-Krise
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Lokale Studien und Monitoring-Programme zeigen, dass die Igelpopulationen in einigen Regionen in den letzten Jahrzehnten um bis zu 80 Prozent zurückgegangen sind. Der Igel, der in Deutschland nicht unter strengstem Artenschutz steht, rückt unaufhaltsam auf die Vorwarnliste der gefährdeten Arten.
Warum der Igel ein unersetzlicher Nützling ist
Viele Gartenbesitzer greifen schnell zur Chemiekeule, wenn Schnecken ihre Beete heimsuchen. Dabei gibt es eine natürliche, umweltfreundliche und kostenlose Lösung: den Igel. Ein einziger Igel kann in einer Nacht eine erstaunliche Menge an Schädlingen vertilgen.
- Natürliche Schneckenpolizei: Schnecken, insbesondere Nacktschnecken, stehen ganz oben auf dem Speiseplan des Igels.
- Insekten-Kontrolle: Er frisst Käferlarven, Engerlinge und Ohrwürmer, die Pflanzenwurzeln schädigen können.
- Gesundes Ökosystem: Seine Anwesenheit ist ein Indikator für einen gesunden, naturnahen Garten, in dem das ökologische Gleichgewicht stimmt.
Wenn wir den Igel retten, retten wir also nicht nur ein Tier, sondern unterstützen die biologische Vielfalt und ersparen uns den Griff zu giftigen Substanzen.
Konkrete Schritte zur Igel-Rettung: So gestalten Sie Ihren Garten igelfreundlich
Die gute Nachricht ist: Jeder von uns kann mit einfachen Mitteln einen großen Unterschied machen. Der Schlüssel liegt in der Umgestaltung unserer Gärten – weg von sterilen Grünflächen, hin zu einem kleinen, sicheren Naturreservat.
H2: Igel retten durch Lebensraum schaffen und Gefahren vermeiden
H3: Das perfekte Igelversteck für den Winterschlaf und die Jungenaufzucht
Igel brauchen Schutz. Sie sind auf sichere Orte angewiesen, um den Winter im Winterschlaf zu überdauern und im Sommer ihre Jungen zur Welt zu bringen. Ein Igelversteck ist hierbei essenziell.
So bieten Sie Unterschlupf:
- Laubhaufen und Totholz: Lassen Sie in einer ruhigen Ecke des Gartens einen großen Haufen aus Ästen, Laub und Reisig liegen. Das ist die einfachste und natürlichste Bauanleitung für ein Igelheim.
- Igelhäuser: Kaufen oder bauen Sie ein spezielles Igelhaus. Es sollte wetterfest sein, einen schmalen Eingang (ca. 10×10 cm) haben, um größere Raubtiere fernzuhalten, und mit trockenem Laub oder Stroh gefüllt werden. Platzieren Sie es unter einer Hecke oder an einer Wand, geschützt vor Wind und Wetter.
- Hecken und Büsche: Verzichten Sie auf akkurat geschnittene Thuja-Hecken und pflanzen Sie stattdessen heimische, dichte Gehölze wie Haselnuss, Brombeere oder Schlehe. Diese bieten Deckung und Nahrung.
H3: Gartenfallen entschärfen – Sicherheit geht vor
Moderne Gartengeräte und -einrichtungen können für Igel zur tödlichen Falle werden:
- Der Mähroboter-Fluch: Fahren Sie Mähroboter ausschließlich tagsüber und unter Aufsicht. Igel sind nachtaktiv und rollen sich bei Gefahr zusammen – eine tödliche Reaktion auf die scharfen Messer des Roboters.
- Teiche und Pools: Bieten Sie Ausstiegshilfen an! Ein schräges Brett oder ein Stück Maschendraht am Rand des Gartenteichs verhindert, dass Igel ertrinken, wenn sie beim Trinken ins Wasser fallen.
- Kellerfensterschächte: Sichern Sie tiefe Schächte oder Lichtgräben mit Gittern oder legen Sie eine kleine Rampe hinein.
H2: Artgerechte Fütterung und Hydratation – Was frisst unser stacheliger Freund?
Viele Menschen meinen es gut, füttern Igel aber falsch. Brot, Obst oder Essensreste sind ungeeignet. Igel sind Insektenfresser!
Die richtige Igel-Mahlzeit:
- Hochwertiges Katzen-Nassfutter: Fleischhaltiges Katzenfutter (ohne Getreide und Zucker) ist ideal.
- Spezielles Igelfutter: Im Fachhandel erhältlich, oft eine Mischung aus Trockeninsekten, Nüssen und Haferflocken.
- Wichtig: Niemals Milch geben! Igel sind laktoseintolerant und können davon sterben. Stellen Sie immer frisches Wasser bereit, besonders in trockenen Sommermonaten.
Die Fütterung sollte vor allem in zwei Phasen erfolgen: im späten Herbst, um Igeln beim Erreichen des lebenswichtigen Winterschlafgewichts (mindestens 500-600g) zu helfen, und im Frühjahr, wenn die Tiere geschwächt aufwachen.
H2: Vernetzung ist der Schlüssel: Der igelfreundliche Zaun
Igel legen auf ihrer nächtlichen Nahrungssuche weite Strecken zurück. Ein hermetisch abgeriegelter Garten ist für sie ein Hindernis, das zur Isolation und Verhungern führen kann.
Schaffen Sie Igelkorridore:
Schneiden Sie in Ihren Gartenzäunen oder Mauern kleine Öffnungen in Bodennähe (ca. 13×13 cm). Diese Igelpforten verbinden Ihren Garten mit dem der Nachbarn und ermöglichen dem Igel, sein Territorium zu durchwandern. Sprechen Sie mit Ihren Nachbarn und legen Sie gemeinsam fest, wo diese Durchgänge am sinnvollsten sind. Ein vernetzter Lebensraum ist ein geretteter Lebensraum.
Wenn ein Igel Hilfe braucht: Was tun im Notfall?
Ein gesunder Igel ist meist abends und nachts unterwegs. Wer tagsüber einen Igel findet, der apathisch, torkelnd oder verletzt wirkt, sollte handeln.
- Ersteinschätzung: Ist der Igel tagsüber unterwegs? Ist er sichtlich verletzt? Fliegen Schmeißfliegen um ihn herum? Wiegt er im Spätherbst weniger als 500 Gramm?
- Sofortmaßnahme: Nehmen Sie das Tier vorsichtig mit dicken Handschuhen auf und legen Sie es in einen mit Zeitungspapier ausgelegten Karton. Halten Sie es warm (z.B. mit einer handwarmen Wärmflasche, eingewickelt in ein Tuch).
- Expertenkontakt: Kontaktieren Sie umgehend eine Igelstation oder einen Tierarzt. Dort erhalten Sie professionelle Beratung und Pflege. Die Eigenbehandlung ist oft kompliziert und führt bei unerfahrenen Helfern selten zum Erfolg.
Fazit
Der Igel ist ein Überlebenskünstler mit einem großen Handicap: Er ist auf unsere Rücksichtnahme angewiesen. Die Krise des Igelbestands ist ein direktes Spiegelbild der Veränderungen in unserer Kulturlandschaft. Doch die Rettung dieses stacheligen Nützlings liegt in unseren Händen.
Indem wir kleine, naturnahe Oasen schaffen, ein Igelversteck anbieten, auf Pestizide verzichten und Gefahren entschärfen, leisten wir einen unschätzbaren Beitrag. Machen Sie Ihren Garten zum Teil eines großen Igel-Rettungsnetzwerks. Denn was gibt es Schöneres, als abends das zufriedene Schmatzen eines gesunden, satt gefressenen Igels zu hören, der weiß, dass er in Ihrem Garten ein Zuhause und Sicherheit findet? Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass der Igel retten zu einer Erfolgsgeschichte wird.