Regenwasser gilt als natürliches Gießwasser, doch nicht jedes Wasser vom Dach ist automatisch pflanzengerecht. Je nach Region, Dachmaterial und Luftqualität kann es Verunreinigungen oder einen zu hohen Säuregehalt enthalten. Mit ein paar einfachen Tests kannst du selbst prüfen, ob dein Regenwasser für deine Pflanzen geeignet ist und ob du gegebenenfalls Maßnahmen zur Verbesserung treffen solltest.
Warum die Wasserqualität so wichtig ist
Pflanzen reagieren empfindlich auf extreme pH-Werte, Kalküberschuss oder Schadstoffe. Eine schlechte Wasserqualität kann langfristig das Wachstum hemmen, die Nährstoffaufnahme stören oder das Substrat belasten. Besonders bei Topfpflanzen und Kräutern ist die Zusammensetzung des Gießwassers entscheidend, da sie in kleinen Substratvolumen keine natürliche Pufferung haben.
Regelmäßiges Testen des Regenwassers hilft dir, das Gleichgewicht zu erhalten und gezielt gegenzusteuern.
Schritt-für-Schritt: Regenwasser richtig testen
1. Probenentnahme
Nimm die Wasserprobe nach einem kräftigen Regenschauer, wenn das System sauber durchgespült ist. Verwende dazu ein sauberes Glasgefäß oder eine Kunststoffflasche. Achte darauf, dass die Probe nicht mit Schmutzpartikeln vom Boden oder von den Händen verunreinigt wird.
2. pH-Teststreifen richtig verwenden
Der pH-Wert ist der wichtigste Indikator für die Pflanzentauglichkeit deines Wassers. Mit pH-Teststreifen aus dem Garten- oder Aquarienbedarf kannst du den Wert in Sekunden ermitteln.
Tauche den Streifen kurz ins Wasser und vergleiche die Farbe mit der Skala auf der Packung.
- Werte zwischen 6,0 und 7,0 sind ideal für die meisten Pflanzen.
- Unter 5,5 ist das Wasser zu sauer (häufig durch sauren Niederschlag).
- Über 7,5 deutet auf Kalküberschuss hin.
Bei zu saurem Regen kannst du mit Kalksteinchips oder einem Tropfen Gartenkalklösung leicht neutralisieren. Umgekehrt hilft bei kalkreichem Wasser die Zugabe von etwas Torf oder Regenwasser aus Kunststoffrinnen, das weniger Mineralien enthält.
3. Sichtprüfung auf Schwebstoffe und Geruch
Trübes oder unangenehm riechendes Wasser deutet auf organische Rückstände oder Algenwachstum hin. Das ist meist unbedenklich, solange du das Wasser frisch entnimmst. Bei längerer Lagerung solltest du die Tonne reinigen oder das Wasser durch ein feines Sieb oder Vlies filtern.
4. Schwermetalle durch Dachmaterial
Ein oft unterschätztes Problem sind Dachmaterialien, die Schwermetalle abgeben können. Besonders bei Zink-, Kupfer- oder Bleiabdeckungen kann das Regenwasser Spuren dieser Metalle enthalten, die für Pflanzen langfristig schädlich sind.
Wenn du solche Dächer nutzt, verwende das Wasser besser nur für Zierpflanzen – nicht für Kräuter oder essbare Pflanzen. Für den Notfall kannst du Aktivkohlefilter einsetzen, die Schwermetalle zuverlässig binden.
5. Kalkgehalt bestimmen
Der Kalkgehalt (Gesamthärte) beeinflusst, wie gut Pflanzen Nährstoffe aufnehmen. Regenwasser ist in der Regel weich, enthält also wenig Kalk. Wenn du jedoch regelmäßig Leitungswasser dazumischst, kann sich der Kalkgehalt erhöhen.
Ein einfaches Wassertest-Set aus dem Aquaristikbereich liefert genaue Werte. Je niedriger der Härtegrad, desto besser eignet sich das Wasser für kalkempfindliche Arten wie Farne, Orchideen oder Azaleen.
Säuregehalt und regionale Unterschiede
Der Säuregehalt des Niederschlags variiert regional stark. In Industrie- und Ballungsräumen kann Regen leicht sauer sein, während in ländlichen Gebieten meist neutraleres Wasser fällt. Wenn du im Alpenraum oder in höheren Lagen wohnst, ist das Regenwasser oft besonders weich und ideal für empfindliche Pflanzen.
Ein regelmäßiger pH-Check hilft dir, diese Unterschiede im Blick zu behalten und dein Gießverhalten daran anzupassen.
Praktische Tipps zur Verbesserung der Wasserqualität
- Filterung: Ein feines Vlies oder Aktivkohlefilter am Tonnenauslass entfernt Schwebstoffe und organische Partikel.
- Regelmäßige Reinigung: Tonne alle paar Wochen ausspülen, um Ablagerungen zu vermeiden.
- Abdeckung: Ein Deckel oder Netz schützt vor Laub und Insekten.
- Mischung: Wenn dein Regenwasser zu sauer ist, kannst du es mit kalkarmem Leitungswasser mischen.
Fazit
Mit einfachen Tests und Beobachtungen kannst du sicherstellen, dass dein Regenwasser wirklich pflanzengerecht ist. Prüfe regelmäßig den pH-Wert, achte auf mögliche Schwermetalle vom Dach und halte den Kalkgehalt niedrig. So versorgst du deine Pflanzen optimal – nachhaltig, kostengünstig und im Einklang mit der Natur. Ein kleiner Aufwand, der deinen vertikalen Garten, Balkon oder Kräuterwand dauerhaft gesund hält.