Viele kennen ihn nur als unscheinbares Wildkraut, das sich gern zwischen Beeten und Rasenflächen breitmacht – doch wer genauer hinsieht, entdeckt im Gundermann (Glechoma hederacea) eine alte, fast vergessene Würzpflanze mit großem kulinarischem Potenzial. Dieses kriechende, zählebige Kraut war schon in der mittelalterlichen Küche geschätzt, lange bevor Petersilie und Basilikum verbreitet waren. Heute erlebt es eine kleine Renaissance in der Wildkräuterküche und begeistert mit seinem kräftig-würzigen Aroma, das an Minze und Thymian erinnert.
Gundermann erkennen – so sieht die Wildwürze aus
Gundermann gehört zur Familie der Lippenblütler und ist leicht an seinem charakteristischen Wuchs zu erkennen.
Typische Merkmale:
- Blätter: rundlich bis herzförmig, gezahnt und weich behaart
- Stängel: kriechend, bildet dichte Teppiche, oft rötlich gefärbt
- Blüten: violettblau, erscheinen von April bis Juni
- Geruch und Geschmack: kräftig aromatisch, leicht bitter, mit frischer Kräuternote
Wer beim Zerreiben der Blätter einen intensiven, würzigen Duft wahrnimmt, hat meist den echten Gundermann gefunden. Er wächst bevorzugt an halbschattigen, feuchten Standorten – am Waldrand, in Wiesen oder zwischen Stauden im Garten.
Gundermann im Garten – nützlich und robust
Auch wenn viele Gärtner Gundermann zunächst als „Unkraut“ sehen, lohnt es sich, ihn zu tolerieren. Die Pflanze ist robust, pflegeleicht und ein wichtiger Nektarlieferant für Bienen und Hummeln.
Gundermann zeigt gesunde, humose Böden an und schützt durch seinen dichten Wuchs den Boden vor Austrocknung. Wer ihn nicht überhand nehmen lassen möchte, kann ihn leicht durch regelmäßiges Schneiden im Zaum halten – dabei fällt automatisch wertvolles Würzkraut für die Küche an.
Ein kleiner Tipp: Gundermann gedeiht auch gut im Topf auf dem Balkon und bildet dort eine hübsche, immergrüne Hängepflanze mit kulinarischem Mehrwert.
Sammelzeit und Ernte
Die beste Zeit zum Sammeln ist im Frühling und Frühsommer, wenn die Blätter zart und aromatisch sind. Du kannst sie aber fast das ganze Jahr über ernten – selbst im Winter bleibt Gundermann oft grün.
Ernte immer junge, unverholzte Triebe und achte darauf, Pflanzen aus unbelasteten Gebieten zu sammeln – also fern von Straßen oder gedüngten Wiesen.
Frische Blätter sollten möglichst bald verwendet werden, denn sie verlieren schnell ihr Aroma. Alternativ kannst du sie trocknen oder einfrieren, um sie später für Tees oder Gewürzmischungen zu nutzen.
Gundermann in der Küche – kräftig, frisch und vielseitig
Das würzige Aroma des Gundermanns verleiht Speisen eine besondere Note. In der Küche wird er ähnlich wie Petersilie oder Thymian eingesetzt – aber in kleineren Mengen, da sein Geschmack recht intensiv ist.
Kräuterbutter mit Gundermann
Eine der einfachsten und leckersten Möglichkeiten, Gundermann zu verwenden, ist eine hausgemachte Kräuterbutter. Sie passt hervorragend zu gegrilltem Gemüse, Fleisch, Fisch oder einfach auf frischem Brot.
Zutaten:
- 125 g weiche Butter
- Eine Handvoll frischer Gundermannblätter
- Etwas Schnittlauch, Petersilie oder Bärlauch (optional)
- Salz, Zitronensaft und Pfeffer
Zubereitung:
- Die Blätter fein hacken.
- Mit der Butter und den Gewürzen vermengen.
- In kleine Gläser oder Rollen füllen und im Kühlschrank fest werden lassen.
Die Butter hält sich mehrere Tage und lässt sich auch hervorragend einfrieren.
Würzige Gundermann-Quiche
Für ein herzhaftes Gericht kannst du Gundermann auch wie Spinat oder Wildkräuter in einer Quiche verarbeiten.
Tipp: Kombiniere ihn mit mildem Frischkäse, Zwiebeln und etwas Sauerrahm. So entsteht eine feine Balance zwischen würzig und cremig.
Frische Salate mit Gundermann
Die jungen Blätter lassen sich wunderbar roh verwenden. In kleinen Mengen geben sie Salaten eine leicht bittere, erdige Note, die besonders gut mit süßen oder fruchtigen Komponenten harmoniert – etwa mit Äpfeln, Roter Bete oder gerösteten Nüssen.
Ein Dressing aus Olivenöl, Honig und Zitronensaft gleicht die kräftige Würze perfekt aus.
Kräuteressig oder Öl mit Gundermann
Um das Aroma länger haltbar zu machen, kannst du Gundermann in Essig oder Öl einlegen. Das ergibt eine aromatische Grundlage für Dressings und Marinaden.
Zubereitung:
- Ein Glas mit frischem Gundermann und Zitronenschale füllen.
- Mit mildem Apfelessig oder Olivenöl aufgießen.
- Zwei Wochen ziehen lassen, dann abseihen.
So konservierst du das Aroma und hast den Geschmack des Gartens das ganze Jahr über griffbereit.
Gundermann als Heilpflanze
Seit Jahrhunderten wird Gundermann auch in der Volksmedizin geschätzt. Er enthält Bitterstoffe, Gerbstoffe und ätherische Öle, die verdauungsfördernd und stärkend wirken können. Früher wurde er bei Husten, Frühjahrsmüdigkeit oder Hautunreinheiten eingesetzt.
Bei allen gesundheitlichen Anwendungen gilt aber: Hausmittel ersetzen keine ärztliche Behandlung. Wer Gundermann zu medizinischen Zwecken verwenden möchte, sollte immer Rücksprache mit einem Arzt oder Heilpraktiker halten.
Geschmack und Kombinationen
Der Geschmack des Gundermanns ist unverwechselbar – kräftig, leicht herb, mit einer dezenten Frische. In der Küche harmoniert er besonders gut mit:
- Frühlingskräutern wie Schnittlauch, Sauerampfer oder Vogelmiere
- Wurzelgemüse und Kartoffeln
- Eiern und mildem Käse
- Fleischgerichten und deftigen Soßen
Da sein Aroma intensiv ist, reicht oft schon eine kleine Menge, um Speisen geschmacklich zu verfeinern.
Tipps für den Alltag
- Gundermann lässt sich hervorragend mit anderen Wildkräutern zu einer Frühlingskräuter-Mischung kombinieren.
- In Smoothies sorgt er für eine würzige, herbe Note – besonders zusammen mit Apfel oder Banane.
- Beim Trocknen verliert er etwas von seiner Schärfe, behält aber seinen typischen Duft.
Wer regelmäßig Gundermann im Garten erntet, profitiert doppelt: Die Pflanze bleibt in Form, und man hat stets frisches Wildgrün zur Hand.
Bücherempfehlungen für Wildkräuterfreunde
Wer tiefer in die Welt der Wildkräuter eintauchen möchte, findet in diesen Werken viele inspirierende Rezepte und Bestimmungshilfen:
- Essbare Wildpflanzen – 200 Arten bestimmen und verwenden von Steffen Guido Fleischhauer
- Das Wildkräuter Kochbuch von Rudi Beiser
- Kräuter aus dem Garten und der Natur von Wolf-Dieter Storl
Diese Bücher helfen, Wildpflanzen sicher zu erkennen und kreativ in der Küche zu nutzen – perfekt für Einsteiger und erfahrene Kräutersammler.
Fazit
Gundermann ist weit mehr als ein unscheinbares Gartenkraut. Mit seinem kräftigen, würzigen Geschmack und seiner einfachen Handhabung ist er ein echter Geheimtipp für alle, die gerne mit frischen, natürlichen Zutaten kochen. Ob als feine Note in Salaten, als Kräuterbutter oder in herzhaften Gerichten – Gundermann bringt Abwechslung und Wildkräuteraroma in jede Küche.
Wer ihn einmal bewusst probiert hat, wird ihn nicht mehr als lästiges Unkraut sehen, sondern als das, was er ist: ein vielseitiges, duftendes Geschenk des Gartens.
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