Eine kleine Revolution rollt durch unsere Städte, und sie ist bunt, blumig und wunderbar rebellisch. Guerilla Gardening erobert graue Ecken, vergessene Brachflächen und triste Verkehrsinseln, und die Waffe der Wahl sind Samenbomben. Diese kleinen Kugeln aus Erde, Ton und Samen verwandeln vernachlässigte Orte in blühende Oasen. Samenbomben selber machen ist kinderleicht, macht Spaß und ist der perfekte Einstieg in die weltweite Guerilla Gardening Bewegung. In diesem ausführlichen Leitfaden erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen, um Ihre eigenen Samenbomben herzustellen und damit aktiv zur Begrünung Ihrer Umgebung beizutragen.
Was sind Samenbomben und wie funktionieren sie?
Samenbomben, auch Seedbombs oder Seedballs genannt, sind kleine Kugeln, die typischerweise aus einer Mischung von Lehm, Erde und Samen bestehen. Die Idee dahinter ist genial einfach: Die äußere Tonschicht schützt die Samen vor Vögeln, Insekten und vorzeitiger Keimung. Gleichzeitig liefert die enthaltene Erde erste Nährstoffe für die jungen Pflänzchen. Wenn eine Samenbombe auf den Boden fällt und Regen sie aufweicht, quillt der Ton auf, die Samen beginnen zu keimen, und die enthaltene Erde gibt ihnen einen Startvorteil.
Die Methode des Guerilla Gardenings mit Samenbomben hat ihren Ursprung in der natürlichen Landwirtschaft, wie sie der japanische Bauer und Philosoph Masanobu Fukuoka in den neunzehnhundertvierziger Jahren entwickelte. Er nannte diese Technik Nendo Dango, was übersetzt Erdkugel bedeutet. Fukuoka nutzte Samenbomben, um Felder ohne Pflügen und ohne chemische Hilfsmittel zu bestellen. In den siebziger Jahren brachte der New Yorker Aktivist Liz Christy diese Idee nach New York und verwendete Samenbomben, um brachliegende Grundstücke in grüne Oasen zu verwandeln. Seitdem hat sich die Bewegung weltweit verbreitet, und Menschen nutzen Samenbomben, um städtische Räume lebenswerter zu gestalten.
Wenn Sie Samenbomben selber machen, werden Sie Teil dieser globalen Bewegung. Die Bomben können einfach auf geeignete Flächen geworfen werden, ohne dass man die Erde vorher bearbeiten muss. Genau diese unkomplizierte Anwendung macht Samenbomben zum idealen Werkzeug für spontanes Guerilla Gardening. Sie brauchen keine Genehmigung, keine Werkzeuge und können die Bomben sogar aus dem Fahrrad oder Auto heraus verteilen, wobei natürlich immer zu beachten ist, dass man dabei weder sich selbst noch andere gefährdet und keine Privatgrundstücke ohne Erlaubnis bepflanzt.
Die richtige Samenmischung für erfolgreiches Guerilla Gardening
Das Herzstück jeder Samenbombe ist die Auswahl der richtigen Samen. Wenn Sie Samenbomben selber machen möchten, sollten Sie bei der Samenwahl besonders sorgfältig vorgehen, denn nicht jede Pflanze eignet sich für die urbane Guerilla Gardening Mission. Idealerweise wählen Sie einheimische Wildblumen und Kräuter, die robust, anspruchslos und an das lokale Klima angepasst sind.
Einheimische Pflanzen haben mehrere entscheidende Vorteile für Ihr Guerilla Gardening Projekt. Sie sind perfekt an die regionalen Bedingungen angepasst, kommen mit den vorhandenen Böden zurecht und benötigen keine zusätzliche Pflege. Noch wichtiger ist ihre ökologische Bedeutung: Heimische Wildblumen bieten Nahrung und Lebensraum für einheimische Insekten, Schmetterlinge und Vögel. Exotische Zierpflanzen mögen schön aussehen, doch für die heimische Tierwelt sind sie meist wertlos, da sie nicht mit diesen ko-evolviert sind.
Für Samenbomben eignen sich besonders einjährige Wildblumen wie Kornblume, Klatschmohn, Ringelblume und Borretsch. Diese Pflanzen keimen zuverlässig, wachsen schnell und blühen bereits im ersten Jahr. Sie sind robust genug, um auch unter schwierigen urbanen Bedingungen zu gedeihen. Mehrjährige Wildblumen wie Natternkopf, Wilde Malve, Wilde Möhre oder Königskerze sind ebenfalls ausgezeichnete Kandidaten, brauchen aber oft ein Jahr länger, bis sie zur vollen Blüte kommen.
Kräuter wie Thymian, Oregano, Salbei und Schafgarbe sind nicht nur pflegeleicht und trockenheitsverträglich, sondern duften auch herrlich und ziehen Bestäuber magisch an. Für schattigere Standorte können Sie auch Waldmeister, Bärlauch oder Buschwindröschen in Ihre Samenbomben mischen. Wichtig ist, dass Sie niemals invasive Neophyten verwenden, die einheimische Arten verdrängen könnten. Pflanzen wie Riesenbärenklau, Drüsiges Springkraut oder Japanischer Staudenknöterich haben in Samenbomben nichts zu suchen, auch wenn deren Samen vielleicht günstiger zu bekommen sind.
Eine durchdachte Mischung enthält Pflanzen mit unterschiedlichen Blühzeiten, sodass vom Frühjahr bis zum Herbst immer etwas blüht. Kombinieren Sie auch verschiedene Wuchshöhen: niedrige Bodendecker, mittelhohe Stauden und einige höhere Strukturpflanzen. So entsteht ein abwechslungsreiches Bild, und verschiedene Insektenarten finden Nahrung. Für eine Standardmischung können Sie etwa zehn bis fünfzehn verschiedene Arten kombinieren, wobei Sie von schnellwachsenden einjährigen Arten mehr Samen nehmen als von den mehrjährigen.
Die Grundrezeptur: Samenbomben selber machen Schritt für Schritt
Die Herstellung von Samenbomben ist erfreulich einfach und erfordert nur wenige Zutaten, die Sie entweder im Gartenfachhandel oder in der Natur finden können. Das klassische Rezept besteht aus drei Hauptkomponenten, die in einem bestimmten Verhältnis gemischt werden. Lassen Sie mich Ihnen die Grundrezeptur erklären, bevor wir zu den einzelnen Schritten kommen.
Die bewährte Mischung besteht aus fünf Teilen roter Tonerde oder Lehmpulver, drei Teilen humusreicher Blumenerde oder Kompost und einem Teil Saatgut. Diese Proportionen haben sich über Jahre bewährt, da sie die richtige Balance zwischen Formbarkeit, Nährstoffgehalt und Samenanteil bieten. Der Ton ist das Bindemittel, das die Kugel zusammenhält und die Samen vor Fressfeinden schützt. Die Erde liefert Nährstoffe für die Keimung und speichert Feuchtigkeit. Die Samen sind natürlich der wichtigste Bestandteil und sollten vielfältig ausgewählt werden.
Beginnen Sie damit, Ihre trockenen Zutaten gründlich zu mischen. Geben Sie das Tonpulver in eine große Schüssel oder Wanne und sieben Sie die Erde dazu, um Klumpen zu entfernen. Mischen Sie alles gut durch, bevor Sie die Samen hinzufügen. Es ist wichtig, dass die Samen gleichmäßig verteilt werden, damit jede Samenbombe eine ähnliche Mischung enthält. Wenn Sie sehr feine Samen wie Mohn verwenden, können diese am Boden absinken, also mischen Sie immer wieder gründlich durch.
Nun kommt der spannende Teil: das Hinzufügen von Wasser. Gießen Sie langsam und in kleinen Portionen Wasser zu Ihrer Mischung und kneten Sie alles gründlich durch. Die richtige Konsistenz ist entscheidend für formbare Samenbomben. Die Masse sollte sich wie feuchter Ton anfühlen, formbar sein, aber nicht an den Händen kleben. Wenn Sie eine Kugel formen können, die ihre Form behält, ohne zu zerfallen oder Wasser abzugeben, haben Sie die perfekte Konsistenz erreicht. Zu viel Wasser macht die Masse zu klebrig und die fertigen Bomben brauchen sehr lange zum Trocknen. Zu wenig Wasser führt zu bröckeligen Kugeln, die auseinanderfallen.
Sobald Ihre Masse die richtige Konsistenz hat, formen Sie kleine Kugeln in der Größe einer Walnuss. Etwa zwei bis drei Zentimeter Durchmesser sind ideal. Größere Bomben enthalten zwar mehr Samen, trocknen aber schlechter und neigen zum Schimmeln. Kleinere Bomben trocknen zwar schneller, enthalten aber eventuell zu wenig Nährstoffe für einen guten Start. Rollen Sie jede Portion zwischen Ihren Handflächen, bis eine gleichmäßige Kugel entsteht. Üben Sie dabei leichten Druck aus, damit die Kugel fest wird, aber nicht so stark, dass sie Risse bekommt.
Die frisch geformten Samenbomben legen Sie auf Zeitungspapier, Pappe oder ein Holzbrett zum Trocknen. Wählen Sie einen luftigen, schattigen Platz, denn direkte Sonneneinstrahlung kann die Bomben zu schnell austrocknen lassen, was zu Rissen führt. Die Trocknungszeit hängt von der Luftfeuchtigkeit und Temperatur ab, beträgt aber typischerweise zwei bis vier Tage. Drehen Sie die Bomben einmal täglich, damit sie gleichmäßig trocknen. Fertig getrocknete Samenbomben sind hart, leicht und klappern nicht, wenn Sie sie schütteln, weil die Samen fest eingeschlossen sind.
Variationen und Rezeptanpassungen für besondere Standorte
Das Grundrezept lässt sich wunderbar an verschiedene Bedingungen und Ziele anpassen. Wenn Sie Samenbomben selber machen für spezielle Guerilla Gardening Aktionen, können Sie die Zusammensetzung optimieren. Für sehr trockene, sonnige Standorte wie Verkehrsinseln oder Brachflächen sollten Sie mehr trockenheitstolerante Pflanzen wählen und eventuell etwas Sand in die Erdmischung geben, um die Drainage zu verbessern.
Für schattigere Bereiche unter Bäumen oder an Nordseiten von Gebäuden passen Sie die Samenmischung entsprechend an und erhöhen den Humusanteil in der Erde. Waldpflanzen bevorzugen nährstoffreichere, lockerere Böden. Sie können auch etwas fein zerkleinerte Holzkohle oder Gesteinsmehl hinzufügen, was die Nährstoffspeicherung verbessert und Mikroorganismen fördert.
Für besonders herausfordernde urbane Standorte mit verdichtetem Boden können Sie sogenannte Power-Samenbomben herstellen. Diese enthalten zusätzlich zum Grundrezept eine Handvoll Kompost, etwas Gesteinsmehl für Spurenelemente und eventuell Mykorrhiza-Pilze, die den Pflanzen helfen, Nährstoffe besser aufzunehmen. Diese angereicherten Samenbomben geben den Samen einen noch besseren Start, besonders an ungünstigen Standorten.
Für Kinder oder als Geschenk können Sie bunte Samenbomben herstellen, indem Sie natürliche Farbpigmente oder ungiftige Lebensmittelfarbe zur Tonmischung geben. Auch das Hinzufügen von getrockneten Blütenblättern zur äußeren Schicht macht die Bomben optisch ansprechender. Denken Sie daran, dass alle Zusätze natürlich und unbedenklich für die Umwelt sein sollten.
Eine interessante Variation sind Samenbomben mit eingebauter Nährstoffversorgung. Dafür ersetzen Sie einen Teil der Erde durch gut abgelagerten, gesiebten Kompost oder Wurmhumus. Diese organischen Dünger geben den Pflanzen über Wochen hinweg kontinuierlich Nährstoffe ab und erhöhen die Erfolgschancen erheblich. Besonders für mehrjährige Pflanzen, die Zeit brauchen, um sich zu etablieren, ist diese Variante empfehlenswert.
Der richtige Zeitpunkt und Standort für Guerilla Gardening Aktionen
Auch die schönsten selbstgemachten Samenbomben nützen wenig, wenn der Zeitpunkt oder Ort falsch gewählt ist. Guerilla Gardening erfordert nicht nur Enthusiasmus, sondern auch strategisches Denken. Der ideale Zeitpunkt zum Verteilen Ihrer Samenbomben ist das Frühjahr, etwa von März bis Mai, wenn die Böden sich erwärmen und ausreichend Frühjahrsregen für die Keimung sorgt. In dieser Zeit sind die Pflanzen in ihrem natürlichen Wachstumsrhythmus und haben die ganze Vegetationsperiode vor sich, um sich zu etablieren.
Ein zweiter günstiger Zeitpunkt ist der Herbst, besonders für mehrjährige Pflanzen und solche, die eine Kälteperiode zur Keimung benötigen. Herbstsaaten haben den Vorteil, dass die Samen den Winter über im Boden liegen, im Frühjahr sehr früh keimen und robustere Pflanzen bilden. Vermeiden Sie die heißen Sommermonate, denn ohne regelmäßige Bewässerung haben Jungpflanzen kaum eine Chance, die Trockenheit zu überstehen. Auch der Hochwinter ist ungeeignet, da gefrorener Boden keine Keimung zulässt.
Wählen Sie Ihre Zielorte mit Bedacht. Ideal für Guerilla Gardening sind brachliegende Flächen, vergessene Verkehrsinseln, Baumscheiben in der Stadt, ungenutzte Grünstreifen entlang von Wegen oder vernachlässigte öffentliche Grünflächen. Diese Orte profitieren von Ihrer Initiative und niemand wird sich über die zusätzliche Begrünung beschweren. Vermeiden Sie hingegen gepflegte Parks oder Privatgrundstücke ohne ausdrückliche Erlaubnis. Auch landwirtschaftliche Flächen sind tabu, da Ihre Wildblumen dort als Unkraut betrachtet werden und Probleme verursachen können.
Achten Sie auf die Standortbedingungen. Beobachten Sie, wie viel Sonne die Fläche bekommt, wie der Boden beschaffen ist und ob möglicherweise gemäht wird. Ein Standort, der regelmäßig vom städtischen Grünflächenamt gemäht wird, ist ungeeignet, denn Ihre mühevoll gezogenen Pflanzen werden einfach abgemäht, bevor sie blühen können. Wählen Sie stattdessen Ecken, die offensichtlich sich selbst überlassen sind. Trockene, sonnige Böschungen, Mauerritzen, verwilderte Ecken oder die Ränder von Gehwegen sind oft perfekt.
Ein wichtiger Aspekt beim Guerilla Gardening ist die rechtliche Grauzone. Technisch gesehen bepflanzen Sie ohne Erlaubnis öffentlichen oder privaten Raum. In der Praxis wird friedliches Guerilla Gardening mit Wildblumen aber selten verfolgt, da Sie ja etwas Positives tun und keinen Schaden anrichten. Trotzdem sollten Sie diskret vorgehen und keine großflächigen Aktionen auf sensiblen Flächen durchführen. Oft ist es klüger, die zuständige Behörde zu informieren oder sogar um Erlaubnis zu fragen, besonders wenn Sie größere Projekte planen. Viele Städte unterstützen mittlerweile Urban Gardening Initiativen und stellen sogar Flächen zur Verfügung.
Samenbomben richtig einsetzen: Wurftechnik und Nachsorge
Wenn Sie Ihre Samenbomben selber gemacht haben und der richtige Zeitpunkt gekommen ist, stellt sich die Frage nach der richtigen Anwendung. Der Name Samenbombe suggeriert zwar das Werfen, doch tatsächlich ist sanftes Platzieren oft erfolgreicher. Legen Sie Ihre Samenbomben direkt auf offene Bodenstellen, wo sie guten Erdkontakt haben. Die ideale Stelle ist leicht vertieft, sodass sich Regenwasser sammeln kann, aber nicht so tief, dass Staunässe entsteht.
Wenn Sie die Bomben tatsächlich werfen möchten, etwa weil der Standort nicht direkt zugänglich ist, zielen Sie auf bewachsungsfreie Stellen zwischen bestehender Vegetation. Werfen Sie nicht zu fest, denn bei zu hartem Aufprall können die Bomben zerbrechen. Ein sanfter Wurf aus kurzer Distanz ist ideal. Nach dem Auftreffen drücken Sie die Bombe, wenn möglich, leicht in den Boden ein, um besseren Kontakt herzustellen. Dies erhöht die Erfolgschancen erheblich.
Die Nachsorge beim Guerilla Gardening ist naturgemäß begrenzt, da Sie nicht täglich vor Ort sein können oder wollen. Dennoch können Sie die Erfolgschancen verbessern, indem Sie in den ersten zwei bis drei Wochen nach dem Ausbringen gelegentlich nach Ihren Samenbomben schauen, besonders wenn es längere Zeit nicht geregnet hat. In extremer Trockenheit kann ein einmaliges Wässern den entscheidenden Unterschied machen. Nehmen Sie dafür eine unauffällige Wasserflasche mit und gießen Sie vorsichtig.
Sobald die Pflanzen gekeimt und etabliert sind, brauchen sie in der Regel keine weitere Pflege mehr. Wildpflanzen sind robust und kommen mit den natürlichen Bedingungen zurecht. Bei mehrjährigen Pflanzen lohnt es sich allerdings, im zweiten Jahr vorbeizuschauen und eventuell Beikraut zu entfernen, das die jungen Wildblumen bedrängt. Auch das Nachsäen kahler Stellen mit weiteren Samenbomben kann sinnvoll sein, um dichte Blühflächen zu schaffen.
Dokumentieren Sie Ihre Guerilla Gardening Aktionen mit Fotos, und besuchen Sie die Standorte im Laufe des Jahres erneut, um den Erfolg zu beobachten. Diese Erfolgskontrolle hilft Ihnen, Ihre Technik zu verbessern und zu lernen, welche Samenmischungen und Standorte am besten funktionieren. Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit anderen Guerilla Gärtnern, denn die Bewegung lebt vom Austausch und gemeinsamen Lernen.
Die ökologische Bedeutung von Guerilla Gardening
Samenbomben selber machen und einsetzen ist mehr als nur ein kreativer Zeitvertreib. Guerilla Gardening leistet einen wichtigen Beitrag zur urbanen Biodiversität und zum Erhalt bestäubender Insekten, die in unseren intensiv genutzten Landschaften immer seltener werden. Jede kleine blühende Fläche, die Sie schaffen, ist ein Trittstein im ökologischen Netzwerk der Stadt und bietet Nahrung und Lebensraum für zahlreiche Tierarten.
Die Bedeutung solcher Blühflächen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Viele Wildbienenarten fliegen nur wenige hundert Meter weit und benötigen kontinuierlich blühende Pflanzen vom Frühjahr bis zum Herbst. Durch Guerilla Gardening mit einheimischen Wildblumen schaffen Sie genau solche Nahrungsquellen. Eine einzige blühende Verkehrsinsel kann Dutzende Wildbienenarten beherbergen und unzähligen Schmetterlingen Nektar liefern. Diese Bestäuber sind nicht nur faszinierend zu beobachten, sondern auch unverzichtbar für die Bestäubung von Nutzpflanzen und den Erhalt natürlicher Ökosysteme.
Darüber hinaus verbessern Grünflächen das Stadtklima, indem sie Staub binden, Sauerstoff produzieren und durch Verdunstung kühlen. Sie tragen zur Regenwasserversickerung bei und reduzieren die Gefahr von Überschwemmungen bei Starkregen. Auch psychologisch haben grüne, blühende Flächen positive Effekte auf Menschen. Sie machen die urbane Umgebung angenehmer, reduzieren Stress und laden zum Verweilen ein. Guerilla Gardening verschönert also nicht nur die Stadt, sondern macht sie lebenswerter für alle.
Gemeinschaft und Vernetzung: Guerilla Gardening als soziale Bewegung
Das Schöne am Guerilla Gardening ist, dass es sowohl allein als auch in der Gruppe funktioniert. Viele Städte haben mittlerweile aktive Guerilla Gardening Gruppen, die gemeinsame Aktionen organisieren, Wissen teilen und größere Projekte umsetzen. Wenn Sie Samenbomben selber machen und verteilen möchten, lohnt es sich, Gleichgesinnte zu suchen. Gemeinsam macht es mehr Spaß, und Sie können voneinander lernen.
Organisieren Sie Samenbomben-Bastel-Workshops in Ihrem Freundeskreis, in Schulen oder Gemeindezentren. Besonders Kinder sind begeistert von der Idee, aus Matsch kleine Bomben zu formen und damit die Welt grüner zu machen. Solche Workshops sensibilisieren für ökologische Themen und ermächtigen Menschen, aktiv zu werden. Sie zeigen, dass jeder Einzelne etwas bewirken kann, auch ohne große Ressourcen oder spezielle Fähigkeiten.
Nutzen Sie soziale Medien, um Ihre Guerilla Gardening Aktionen zu dokumentieren und andere zu inspirieren. Teilen Sie Vorher-Nachher-Fotos Ihrer begrünten Flächen, geben Sie Tipps zur Herstellung von Samenbomben weiter und berichten Sie von Ihren Erfahrungen. Die weltweite Guerilla Gardening Bewegung ist vernetzt und lebt von solchem Austausch. Unter Hashtags wie GuerillaGardening oder Samenbomben finden Sie Inspiration und können selbst andere inspirieren.
Manche Guerilla Gärtner organisieren auch öffentliche Samenbomben-Wurfaktionen, bei denen viele Menschen gemeinsam eine Fläche bepflanzen. Solche Events haben oft auch einen performativen, künstlerischen Charakter und ziehen Aufmerksamkeit auf die Themen Stadtnatur und Biodiversität. Sie können auch mit lokalen Naturschutzgruppen, Imkervereinen oder Urban Gardening Initiativen zusammenarbeiten, um größere Wirkung zu erzielen und Wissen zu bündeln.
Rechtliche und ethische Überlegungen beim Guerilla Gardening
So sympathisch und positiv Guerilla Gardening auch erscheinen mag, es gibt einige rechtliche und ethische Aspekte, die Sie bedenken sollten. Wie bereits erwähnt, bewegen Sie sich beim unbefugten Bepflanzen öffentlicher Flächen in einer rechtlichen Grauzone. In den meisten Fällen wird friedliches Guerilla Gardening mit heimischen Wildblumen toleriert oder sogar begrüßt, doch theoretisch könnte es als Sachbeschädigung oder unbefugte Veränderung öffentlichen Raums gewertet werden.
Um rechtliche Probleme zu vermeiden, sollten Sie einige Grundregeln beachten. Bepflanzen Sie niemals Privatgrundstücke ohne ausdrückliche Erlaubnis der Eigentümer. Respektieren Sie Naturschutzgebiete und geschützte Biotope, denn dort kann selbst das Ausbringen heimischer Pflanzen die sensible Balance stören. Vermeiden Sie auch landwirtschaftliche Flächen, Sportplätze, Spielplätze und intensiv genutzte Grünflächen, wo Ihre Pflanzen stören oder als Unkraut bekämpft werden würden.
Ethisch besonders wichtig ist die Wahl ausschließlich einheimischer, standortgerechter Pflanzen. Das Ausbringen gebietsfremder Arten, selbst wenn sie nicht als invasiv gelten, ist problematisch, da sie mit heimischen Pflanzen konkurrieren und das lokale Ökosystem verändern können. Verzichten Sie unbedingt auf sogenannte Neophyten, also eingeschleppte Pflanzen, die sich unkontrolliert ausbreiten und heimische Arten verdrängen. Auch gentechnisch veränderte Pflanzen haben in Samenbomben nichts verloren, ebenso wenig wie Kulturformen, die in der freien Natur nicht überlebensfähig sind.
Bedenken Sie auch, dass manche Menschen Allergien gegen bestimmte Pflanzen haben. Hochallergene Arten wie Beifuß oder Ragweed sollten Sie nicht verwenden, besonders nicht in Wohngebieten. Achten Sie darauf, dass Ihre Guerilla Gardening Aktionen niemandem schaden oder die Nutzung öffentlicher Flächen beeinträchtigen. Der Geist des Guerilla Gardenings ist konstruktiv und gemeinwohlorientiert, nicht provokativ oder rücksichtslos.
Fazit: Mit selbstgemachten Samenbomben die Welt verbessern
Samenbomben selber machen ist eine wunderbare Möglichkeit, aktiv zu werden und die Welt ein kleines bisschen grüner und bunter zu gestalten. Guerilla Gardening verbindet ökologisches Engagement mit kreativem Aktivismus und zeigt, dass jeder Einzelne Verantwortung für seine Umwelt übernehmen kann. Die Herstellung ist einfach, kostengünstig und macht Spaß, besonders wenn Sie sie mit anderen teilen. Jede Samenbombe, die Sie herstellen und ausbringen, hat das Potenzial, zu einer blühenden Pflanze heranzuwachsen, die Insekten ernährt, die Luft verbessert und Menschen erfreut. Beginnen Sie noch heute damit, Ihre ersten Samenbomben zu rollen, und werden Sie Teil der weltweiten Bewegung, die unsere Städte lebenswerter macht. Die Revolution ist grün, und sie beginnt mit einer kleinen Kugel aus Erde, Ton und Samen in Ihrer Hand.