Warum wir uns um Igel kümmern sollten kleine Gärtner im großen Ökosystem

Stell dir vor, du sitzt in der Abenddämmerung auf der Veranda. Es ist still, nur das ferne Rauschen des Windes in den Bäumen ist zu hören. Plötzlich raschelt es leise im Gebüsch. Ein kleiner Schatten bewegt sich vorsichtig über den Rasen – der Igel ist auf Patrouille. Dieses stachelige, nachtaktive Geschöpf ist mehr als nur ein niedlicher Gartenbewohner; es ist ein unermüdlicher Helfer, ein wichtiger Baustein in unserem Ökosystem und ein Barometer für die Gesundheit unserer Natur.

Doch die Lage der Igel in Deutschland ist dramatisch. Ihr Lebensraum schrumpft, die Nahrungsquellen werden knapper. Wir alle sind gefordert, einen Beitrag zum Igel schützen zu leisten. Dieser Artikel beleuchtet, warum wir uns um diesen kleinen Gärtner kümmern sollten und wie du deinen Garten in einen sicheren, naturnahen Hafen verwandelst, um die biologische Schädlingsbekämpfung zu fördern.

Der Igel: Ein unterschätzter Held des naturnahen Gartens

Der Igel gehört zu den ältesten Säugetierarten der Welt und hat sich seit Millionen von Jahren kaum verändert. Er hat überlebt, weil er ein Anpassungskünstler ist. Aber die Geschwindigkeit, mit der wir seine Lebensräume versiegeln und zerschneiden, überfordert ihn.

Warum ist der Igel für uns so wertvoll? Er spielt eine Schlüsselrolle in der biologischen Schädlingsbekämpfung. Der Igel ist ein Insektenfresser, der auf seiner nächtlichen Nahrungssuche genau die Tiere verspeist, die viele Gartenbesitzer als Plage empfinden:

  • Schnecken und Schneckeneier: Igel sind eine natürliche Alternative zu Schneckenkorn.
  • Kleine Käfer und Larven: Sie vertilgen Schädlinge, die Pflanzen befallen.
  • Ohrwürmer und Tausendfüßler: Sie helfen, das ökologische Gleichgewicht zu halten.

Ein gesunder Igel in deinem Natürlicher Garten sorgt also ganz von allein für Ordnung und reduziert den Bedarf an chemischen Mitteln auf null. Wer einen Igel beherbergt, fördert aktiv die Artenvielfalt und macht seinen Garten zum Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit.

Die größten Bedrohungen für unsere Stachelritter

Bevor wir praktische Lösungen entwickeln, müssen wir die Feinde des Igels kennen – die meisten davon sind wir selbst.

Die Gefahren in der modernen Landschaft

  • Versiegelung und Zerschneidung: Zäune, Mauern und stark befahrene Straßen sind unüberwindbare Barrieren, die den Igel von seinen Jagdrevieren trennen.
  • Der “aufgeräumte” Garten: Akribisch gemähte Rasenflächen, fehlendes Totholz und Laub sowie der Einsatz von Laubbläsern berauben den Igel seiner wichtigsten Rückzugs- und Nistmöglichkeiten.
  • Chemische Gifte: Insektizide töten die Nahrung des Igels, und Schneckenkorn kann den Igel selbst vergiften.

Alltägliche Fallen im Garten

Leider lauern in unseren Gärten oft tödliche Fallen, die mit wenigen Handgriffen entschärft werden könnten:

  • Kellerschächte und Swimmingpools: Igel können hineinfallen, aber oft nicht wieder herausklettern.
  • Mähroboter und Motorsensen: Diese Geräte sind eine immense Gefahr und verletzen oder töten jedes Jahr unzählige Igel, die im hohen Gras ruhen.
  • Offene Komposthaufen und Reisighaufen: Sie werden gerne als Schlaf- oder gar Winterquartier genutzt. Beim Umsetzen oder Verbrennen droht akute Lebensgefahr.

Fünf konkrete Schritte: So wird dein Garten zum Igel-Refugium

Der beste Weg zum Igel schützen beginnt bei der Gestaltung deines Außenbereichs. Ein Natürlicher Garten ist ein Paradies für den Igel und ein Gewinn für dich.

1. Durchlässigkeit schaffen: Igelstraßen einrichten

Der Igel ist ein Wanderer, der pro Nacht weite Strecken zurücklegt. Er braucht Bewegungsfreiheit.

  • Lösung: Schneide in den untersten Bereich von Zäunen kleine Öffnungen (ca. $13 \times 13$ cm). Diese sogenannten Igel-Durchlässe oder Igelstraßen ermöglichen dem Tier, ungehindert zwischen Gärten zu wechseln und ausreichend Nahrung zu finden. Sprich dich am besten mit den Nachbarn ab, um ein ganzes „Igel-Netzwerk“ zu schaffen.

2. Rückzugsorte und Baumaterial bereitstellen

Igel brauchen geschützte Plätze für ihren Tagesschlaf, die Jungenaufzucht und vor allem für den Winterschlaf.

  • Laubhaufen und Totholz: Lass im Herbst Laub und Reisig in einer ungestörten Ecke des Gartens liegen. Dies ist das ideale Baumaterial für Nester und das beste Winterquartier.
  • Igelhaus bauen oder kaufen: Stelle an einer geschützten, trockenen Stelle ein Igelhaus auf (ideal sind Eingänge, die leicht nach innen gewinkelt sind, um Katzen und Marder fernzuhalten). Fülle es mit Stroh oder zerknülltem Zeitungspapier.

3. Wasser und Futter – aber richtig

Igel finden ihre Nahrung normalerweise selbst. Bei Trockenheit oder vor dem Winterschlaf benötigen sie jedoch Unterstützung.

  • Wasser: Stelle immer eine flache Schale mit frischem Wasser bereit, besonders im Sommer.
  • Futter (im Notfall): Wenn du zufütterst (nur bei kranken, verletzten oder untergewichtigen Tieren!), gib ihnen niemals Milch oder Essensreste. Biete hochwertiges Katzen-Nassfutter, spezielles Igeltrockenfutter oder ungewürztes Rührei an.

Wichtig: Milch führt bei Igeln zu lebensbedrohlichen Verdauungsproblemen.

4. Gefahrenquellen eliminieren

Dieser Punkt ist entscheidend für den Igel schützen. Deine Achtsamkeit kann Leben retten.

  • Mähroboter-Verbot: Lass Mähroboter in der Dämmerung und nachts ausgeschaltet. Igel sind nachtaktiv und suchen dann im Gras nach Nahrung. Idealerweise schaffst du ein kleines Stück “Wildwiese”, das du gar nicht mähst.
  • Pools und Schächte: Decke Kellerschächte ab. Lege in Teiche und Pools flache Bretter oder Steinrampen als Ausstiegshilfen an.
  • Kompost und Reisig: Überprüfe jeden Haufen von Kompost oder Reisig sorgfältig mit einer langen Stange, bevor du ihn umsetzt oder verbrennst.

5. Verzicht auf Gift: Der Turbo für die biologische Schädlingsbekämpfung

Indem du auf Chemie verzichtest, schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe: Du schützt den Igel vor direkter Vergiftung und sorgst für ein reiches Nahrungsangebot.

  • Kein Schneckenkorn: Setze auf manuelle oder biologische Alternativen.
  • Keine Insektizide: Erlaube es dem Igel, seinen Job als natürliche Schädlingsbekämpfung zu erledigen.

Wann braucht ein Igel wirklich Hilfe?

In der Regel sind Igel Einzelgänger und kommen gut allein zurecht. Doch manchmal ist menschliche Hilfe nötig.

Du solltest einen Igel in Obhut nehmen, wenn:

  • Er tagsüber offen herumläuft und dabei apathisch wirkt. (Achtung: Weibchen sammeln tagsüber Nistmaterial, das ist normal.)
  • Er verletzt ist.
  • Er unterkühlt ist und sich kalt anfühlt.
  • Er im Spätherbst (ab Mitte November) weniger als 500 Gramm wiegt (ein Zeichen dafür, dass er den Winter nicht überleben wird).

Kontaktiere in diesen Fällen immer zuerst eine Igelstation oder einen Tierarzt, bevor du selbst handelst. Falsche Pflege kann mehr schaden als nutzen.

Fazit

Der Igel ist ein Geschenk für jeden, der einen Natürlicher Garten anstrebt. Er ist ein Indikator für Artenvielfalt und ein unermüdlicher Helfer, der die biologische Schädlingsbekämpfung auf natürliche und gesunde Weise erledigt. Die Maßnahmen zum Igel schützen sind einfach, aber von entscheidender Bedeutung: mehr Wildnis, weniger Chemie, mehr Achtsamkeit. Jeder Garten, jede Hecke, jeder Durchlass ist ein Mosaikstein, der dem kleinen Stachelritter das Überleben sichert. Gib dem Igel ein Zuhause. Er wird es dir mit Gesundheit und Ruhe in deinem grünen Paradies danken.

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