Eine regungslose, am Boden liegende Biene, die nicht verletzt ist, kämpft höchstwahrscheinlich mit einem akuten Energiemangel. Dies ist besonders häufig in der sogenannten Junilücke oder Nektarlücke der Fall, in der das Blütenangebot und damit der verfügbare Nektar stark zurückgehen. Da Bienen ihren Flugapparat durch die Verbrennung von Zucker mit Energie versorgen, führt dieser Mangel schnell zur Flugunfähigkeit. Die einzige schnelle Lösung ist die sofortige Bereitstellung von einfachem Zuckerwasser, das dem Insekt in Minuten wieder die nötige Kraft zum Weiterflug verschafft.
Diese Soforthilfe kann das Leben der Biene retten und ist ein unkomplizierter Akt des Artenschutzes.
Die Junilücke: Eine Kritische Zeit für Bestäuber
Die Nektarlücke ist eine saisonale Realität, die das Bienenvolk und die Wildbienen hart trifft.
- Nahrungsknappheit: Nach der üppigen Frühjahrsblüte von Obstbäumen und Raps, die eine Fülle an Nektar liefert, folgt eine Periode, in der viele Blühpflanzen bereits verblüht sind. Die späten Sommerblüher wie zum Beispiel Heidekraut oder Goldrute sind noch nicht so weit.
- Akuter Energiemangel: Bienen sind auf einen kontinuierlichen Nachschub an energiereichem Nektar angewiesen, um ihre Muskeln zu versorgen. Ist der Honigmagen leer, können sie ihre Flugmuskulatur nicht mehr betreiben und stranden. Die Biene verhungert in kurzer Zeit.
So Leistest Du Einfache und Effektive Erste Hilfe
Das richtige Hilfsmittel ist leicht und schnell herzustellen. Es nutzt reinen Zucker, der von der Biene sofort in Energie umgewandelt werden kann.
Die Rezeptur für das Notfallgetränk
- Zutaten: Mische zwei Teile reiner, weißer Zucker mit einem Teil Wasser.
- Zubereitung: Löse den Zucker im Wasser auf. Es ist wichtig, dass reiner, weißer Kristallzucker verwendet wird, da brauner Zucker oder Zuckerersatzstoffe andere Inhaltsstoffe enthalten, die Bienen schwerer verdauen können.
- Anwendung: Gib etwas von diesem Sirup auf einen Teelöffel, einen Flaschendeckel oder einen kleinen Stein in unmittelbarer Nähe der erschöpften Biene.
Der Rettungsmechanismus
- Aufnahme: Die Biene wird ihren kleinen, schwarzen Rüssel ausfahren und beginnen, den Sirup zu trinken.
- Soforthilfe: Da es sich um einfache, leicht verfügbare Zucker handelt, kann die Biene diesen Sofort-Energieschub schnell in Flugenergie umwandeln.
- Erholung: Innerhalb von etwa zehn Minuten hat die Biene in der Regel genug Kraft gesammelt, um wieder loszufliegen und ihren Weg zum Stock oder zur nächsten Blüte fortzusetzen.
Wichtig: Die Sicherheitsregeln der Fütterung
Obwohl die Nothilfe lebensrettend ist, müssen zwei grundlegende Regeln unbedingt beachtet werden, um mehr Schaden als Nutzen zu vermeiden.
1. Nur Nothilfe, Keine Regelmäßige Fütterung
- Vielfältige Ernährung: Zuckerwasser ist lediglich ein reiner Energielieferant und enthält nicht die lebenswichtigen Vitamine, Mineralien und Proteine, die Bienen für ihre langfristige Gesundheit und die Aufzucht der Brut benötigen.
- Artenschutz: Die langfristige Lösung liegt in der Schaffung einer vielfältigen, blühenden Umgebung mit einem kontinuierlichen Nektarangebot das ganze Jahr über.
2. Gib Niemals Honig!
- Übertragungsgefahr: Dies ist die wichtigste Regel. Honig, selbst wenn er aus dem eigenen Garten stammt, kann Krankheitserreger enthalten, die für erwachsene Bienen ungefährlich sind, aber für andere Völker oder die Brut hochinfektiös sein können.
- Seuchenschutz: Krankheiten wie die Amerikanische Faulbrut werden oft durch kontaminierten Honig von Volk zu Volk übertragen. Daher ist nur die Lösung aus reinem weißem Zucker und Wasser sicher für die Notfütterung.
Ein Kleiner Akt mit Großer Wirkung
Die Rolle der Biene in unserem Ökosystem ist unersetzlich. Bienen sind für die Bestäubung von über 75 Prozent unserer Nutzpflanzen verantwortlich und tragen entscheidend zur Biodiversität bei. Die Rettung einer einzelnen Biene mag uns gering erscheinen, doch im Gesamtbild des Artenschutzes ist jede Biene von Bedeutung.
Indem du diese einfache Soforthilfemaßnahme kennst und anwendest, leistest du einen direkten Beitrag zum Schutz unserer Bestäuber. Die Bienen können uns ihren Dank nicht aussprechen, aber die tägliche Ernte an Lebensmitteln und die blühende Natur sind ihr schönster Beweis.